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SymphonyOS – eine KDE und GNOME Alternative?

Symphony OS verspricht, ein vollwertiger Desktop zu sein, mit dem Ziel, dem Anwender die am einfachsten zu bedienende Form von Linux anzubieten. An diesem Wochenende wurde die erste Preview der Beta 1 veröffentlicht. Ich habe mir Symphony OS für Sie einmal angesehen.

Desktop SymphonyOS nach dem Start

Symphony basiert auf Debian / Knoppix und steht in Form von ISO-Dateien zum Download zur Verfügung. Ich habe mir die Installation einmal unter einer virtuellen Maschine unter VMWare und einmal auf meinem Notebook angesehen. Nach dem ersten Start des Desktop wurde die dauerhafte Installation auf dem Gastsystem ausgewählt. Die Installation selbst verlief problemlos. Hier merkte man die Ausgereiftheit von Knoppix. Als Fenstermanager kommt übrigens FVWM zum Einsatz.

Nachdem das System vollständig hochgefahren ist, blickt man auf einen in hübschen Blautönen gehaltenen Desktop. Dieser hört auf den Namen Mezzo und bildet den Kernbestandteil von Symphony OS. Nutzer, die bisher mit GNOME oder KDE gearbeitet haben, stellt die Arbeitszentrale mit ihren Grundsätzen vor kleine Hürden. Die Entwickler haben sich unter anderem von folgenden Grundsätzen leiten lassen:

  • Die Desktop-Ecken in konventionellen System werden nicht genutzt. Deshalb setzt dieses System konsequent auf die vier Ecken des Desktops, über die sich Systembereiche aufrufen lassen. Mit einem Mausklick in eine der Ecke rufen Sie sich die Übersicht der installierten Programme, das Dateimanagement aber auch den Papierkorb auf den Schirm.
  • Menü-Hierarchien sind zu kompliziert. Stattdessen sind die Menüs auf dem gesamten Desktop ausgebreitet. Strukturiert werden sie durch die Arbeitsbereiche, die sich über die Ecken aufrufen lassen.
  • Konventionelle Systeme sind inzwischen so komplex, dass die Konfiguration von KDE & Co viel zu kompliziert geworden sei. Statt dessen setzen die Entwickler von Symphony OS auf wenige Konfigurationsmöglichkeiten und Einstellungen.

Programmmenüs unter Symphony

Löst man sich von seinen bisherigen Erfahrungen, die bei mir in 20 Jahren Nutzung von MacOS, Windows und Linux erwachsen sind, findet man sich schnell in diese Philosophie ein. Das Bedienkonzept ist logisch und elegant. Zugleich ist die konzeptionelle Strenge auch mein wesentlichster Kritikpunkt: So habe ich vergeblich nach einer Möglichkeit gesucht, mit verschiedenen Desktops zu arbeiten, zwischen denen ich leicht mit der Maus wechseln kann. Gerade die multiplen virtuellen Desktops sind für mich einer der größten Vorteile gegenüber der Windows-Welt.

Grundsätzlich kann man sich der Meinung durchaus anschließen, dass die ausgereiften Linux-Desktops gerade Einsteiger mit Optionen überschütten. Allerdings bietet mir Symphony OS zu wenig Möglichkeiten, mir meine Arbeitsumgebung so einzurichten, wie sie mir optisch und funktional am besten gefällt. Der Ansatz der auf dem Desktop ausgebreiteten Menüs hat mir allerdings sehr gut gefallen.

Die Softwarezusammenstellung ist durchaus gelungen, hat allerdings noch Schwächen im multimedialen Bereich. Als Browser kommt Firefox, als Mailclient Thunderbird oder Evolution und als Textverarbeitung Abiword zum Einsatz.

Browser unter Symphony

Wer gerne mal mit Desktop-Alternativen experimentiert, findet in Symphony OS einen interessanten Kandidaten. Auch für (Computer-)Einsteiger halte ich das System durchaus für geeignet. Was ich mir ebenfalls vorstellen kann, wäre eine Distribution für Kinder, basierend auf Symphony OS und ergänzt um Lernprogramme und Spiele, da die Bedienung wirklich simpel ist. Wer allerdings lange unter KDE oder GNOME gearbeitet hat, wird einfach zu viel vermissen, um sich für einen Umstieg zu begeistern.

Flickr und Linux

Vor einigen Tagen habe ich Ihnen mit JAlbum ein pfiffiges Programm zur Erstellung von Onlinealben vorgestellt. Die verblüffendes Einfachheit und der Funktionsumfang hätten mich fast dazu gebracht, mein bewährtes Gallery auf meinem Server einzustampfen. Nun speichere ich nicht alle meiner Bilder auf meinem eigenen Server, sondern nutze auch gern Flickr. Zu meinen Lieblingsfunktionen gehört dort das direkt Bloggen eines Fotos, was ich etwa beim Ahrensburg-Blogger einsetze. Bei allen Vorteilen, die Flickr so bietet, hat der Service doch einen großen Nachteil. Wer nicht mit Windows oder MacOS unterwegs ist, muss auf den Einsatz des Uploadrs verzichten.
Oberfläche jUploadrs
Da der Upload per Browser allenfalls für ein Bild zwischendurch sinnvoll ist, schaute ich mich nach einer Alternative um. Meiner Meinung nach die beste Lösung: jUploadr. Das Programm ist in Java programmiert und läuft damit auf allen Plattformen. Die vorliegende Version 0.7 kommt an den offiziellen Uploadr schon dicht heran. Per Drag and Drop können Sie unter KDE direkt aus dem Konqueror die gewünschten Bilder auf die Arbeitsfläche ziehen. Mit einem Rechtsklick editieren Sie, wenn gewünscht, die Zugriffsrechte in Flickr selbst.
Details eines Bildes im jUploadr
Darüber hinaus können auch Beschreibung und Tags der Fotos geändert werden. Mit einem Mausklick übertragen Sie dann die Bilder auf den Server von Flickr. Beim ersten Upload muss der Zugriff des Programms auf den Server gestattet werden. Dies erfolgt direkt mit einem Browser in Flickr selbst. Die notwendige Arbeit nimmt Ihnen der jUploadr ab.

Was mir noch fehlt: Bereits vor dem Upload ein Set zu erstellen, damit die Bilder dort abgespeichert werden. Alles in allem aber ein prima Programm!

Google Talk – so geht’s Business

Der Launch eines eigenen Google IM-Dienstes war ein offenes Geheimnis. Nun ist Google Talk verfügbar. Voraussetzung für die Nutzung ist ein Google Mail-Account (wer noch einen will, bitte in den Kommentaren hinterlassen), der sich immer mehr zum zentralen Schlüssel innerhalb der Google Dienste entwickelt.

Die Client-Software selbst ist derzeit nur für Windows verfügbar. Trotzdem konnte ich den Service bereits einmal testen, da Google auf das Jabber-Protokoll setzt und damit auch Linux-Clients wie Kopete oder Gaim nutzbar sind.

Ich selbst habe den Service mit Gaim ausprobiert. Wer beim Einrichten eines Accounts in diesem Programm nicht so firm ist, findet bei Google selbst eine Anleitung.

Der Verbindungsaufbau klappte ohne Probleme und mit einigen Kontakten, die ebenfalls sofort den neuen Service ausprobieren wollten, konnte ich auch bereits chatten.

Ausgesprochen gut finde ich, dass ich mit anderen Jabber-Nutzern kommunizieren kann. Ich hoffe mal, dass der Aufbau von Verbindungen mit Jabber-Nutzern in einem nahen Release umgesetzt wird.

Trotz aller manchmal gegenüber Google lauter werdenden Kritik, finde ich diesen Schritt des Unternehmen durchaus einmal lobenswert.

Leichter wird es leider nicht

Vielleicht hat es ja auch etwas mit den sommerlichen Temperaturen draußen zu tun, dass in der vergangenen Woche wieder auf einigen Sites über die Zukunft von Linux auf dem Desktop spekuliert wurde. Die Diskussion ist nicht neu, und auch diesmal konnten die Vertreter der Standpunkte auf klingende Namen verweisen, die mit Gutachten und Analysen die eigene Argumentation stützten.

KDE, GNOME und Linux können Windows ohne weiteres sowohl in der beruflichen als auch der privaten Nutzung von Computern ersetzen. Das ist nach über zwei Jahren ausschließlichem Linuxeinsatz auf mehreren Desktops meine grundlegende Erkenntniss. Allein: sie werden es in absehbarer Zeit nicht tun, und das hat nichts mit der Marketingübermacht von Microsoft oder Wintel-Allianzen zu tun, sondern hat seine Ursachen in erster Linie in der Community selbst.

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Der denkwürdige Schritt von SuSE

Der Heise Newsticker dürfte heute das erste deutschsprachige Medium gewesen sein, dass die aus den USA herüberschwappenden Gerüchte aufgegriffen hat: Novell/SuSE wird aus SuSE Linux Professional ein Community-Projekt machen. Die große Frage dürfte sein, warum dieser Befreiungsschlag ausgerechtnet jetzt erfolgt? Sicher werden wir in den nächsten Stunden/Tagen/Wochen vollmundige Aussagen über visionäre Ideen und Strategien lesen können. Allein mir fehlt der Glaube: Es werden schlicht betriebswirtschaftliche Gründe sein.

Da ist zum einen Novell selbst: Bereits oft angeschlagen, besiegt geglaubt, machte sich das Unternehmen mit sauer verdienter neuer Kriegskasse auf, Perlen aus dem Linux-Umfeld zu integrieren. Erst Ximian mit Evolution, Red Carpet und dem Exchange-Connector. Dann die Übernahme von SuSE selbst, mit dem im deutschsprachigen Raum marktführenden Produkt. Das alles hat viel Geld gekostet.

Geld, das sich mit einem Consumerprodukt nur schwer einspielen lässt. So gab es denn auch von der Version 9.3 nur noch die teurere Professionalvariante in den Regalen. Nur ob die Verkaufszahlen die Kosten für Marketing, Produktion und Entwicklung wirklich eingespielt haben? Dass mit Distributionen schwer Geld zu verdienen ist, hat sich an Mandrake und RedHat zur Genüge gezeigt. Novell folgt deren Beispielen – nur eben mit etwas zeitlicher Verzögerung und mit geringem Risiko, denn SuSE 10 ist nahezu fertig. So erntet man jetzt bereits die Früchte der eigenen PR-Arbeit, schafft eine enge Verzahnung mit der Community und baut die Strukuren für die Entwicklung der zukünftigen 10.x auf. Damit ist die Frage nach dem “Jetzt” beantwortet.

Die Weitergabe eines Produkts an eine offene Gemeinschaft kann sich durchaus lohnen: Dem Produkt StarOffice hat das OpenOffice-Projekt jedenfalls gut getan, sowohl was das Image als auch das Produkt selbst betrifft. Zwar kanibalisiert man sich als Unternehmen auf diese Weise selbst, sofern aber die Einsparungen und der Nutzen den Verlust an verkauften Stückzahlen wieder wettmachen, war es ein gutes Geschäft. Das würde ich den Nürnbergern auch wünschen! Ob der Plan aufgeht, wird die Zukunft zeigen.

Aus Sicht eines Anwenders kann dieser Schritt jedenfalls Vorteile bringen: So würde ich weniger, nicht nur von mir beobachtete, Qualitätsprobleme als zu 9.2 und 9.3 erwarten, wenn denn die Entwickergemeinschaft genügend groß ist. Der Verbreitung von SuSE kann es nur gut tun.