Stephan Lamprechts Notizen

  • Internet World Business

    Da liegen sie also vor mir. Die ersten beiden Ausgaben der Internet World Business. Erinnern Sie sich noch an den Net-Investor oder das ambitionierte Projekt “Netbusiness” von Klaus Madzia? Glückwunsch, dann gehören Sie zu den Veteranen der “New Economy” und waren live dabei, wie Millionen an Venture Capital sich in pures Nichts auflösten. Beide Zeitungen verschwanden, als die glänzenden Fassaden des E-Commerce tiefe Risse bekamen und (Null-)Businessmodelle wie von Boo.com eben nur eines waren: Modelle.

    An die Tradition, über die digitale Wirtschaft zu berichten, knüpft nun die Internet World an. Ursprünglich eine Mischung aus klassischen Schrauberheft garniert mit Rechtsberatung und Textstrecken zum Online-Avertising, vollzieht das Team um Chefredakteur Dominik Grollmann eine dramatische Kehrtwendung.

    Neue Erscheinungsweise (14 tägig), neues Format und Schrauberei ade. Statt dessen sollen nun Wirtschaft, Marketing und Werbung im Vordergrund stehen. Tun sie auch, wenn aber zum Teil etwas oberflächlich. In der Rubrik “News” werden Sie vermutlich wenig neues finden, wenn denn Blogs zu Ihrer bevorzugten Lektüre gehören.

    Marketing-Verantwortliche werden wohl den Erfahrungsbericht von Lotto Bayern zum Thema Suchmaschinenmarketing in Ausgabe 11 durchaus interessant finden. Auch auf den weiteren Seiten findet sich das eine oder andere, das durchaus lesenswert ist. Allerdings: Wer wirklich im Thema steckt und Teil der “digitalen Wirtschaft” ist, legt das Blatt schnell wieder zur Seite.

    Als ich die Ankündigung des Relaunch gelesen hatte, habe ich mich gefragt, wer denn die Texte schreiben soll. Das wird jetzt keine Kollegenschelte: Die Internetworld setzt auf durchaus angesehene und talentierte Kollegen, allein: kaum einer unter denen hat sich bisher einen Namen mit den Themen Werbung, Marketing oder Wirtschaft gemacht. Und genau das ist das Problem des Heftes: Die verehrten Kollegen aus der Lötkolbenfraktion, zu der ich mich durchaus auch zähle, tun sich halt schwer, mit wirklich tiefschürfenden Aussagen aus den Schwerpunktthemen der neuen Internetworld. Und so gelingen dem einen oder anderen Fachmann und begnadetem Workshopschreiber eben leider nur Platitüden. Schade…

    Ein Schnäppchen ist das Heft mit 3,50 Euro nicht gerade. So findet sich ab Seite 25 in der Erstausgabe fast nur noch Werbung. Wenn sich der Trend so fortsetzt, zahlen Sie also 7 Euro im Monat für gerade mal 100 Seiten redaktionellen Inhalt.

    Grundsätzlich räume ich einem solchen Blatt durchaus gute Chancen ein, es wäre dem Chefredakteur zu wünschen, möglichst bald Fachredakteure zu finden, die ihn auf seinem Weg unterstützen. Also Journalisten, die sich bisher mehr in der WuV oder E-Market ausgetobt haben. Bleibt die Zeitung auf diesen Niveau, wird der Verlag wohl kaum einen langen Atem beweisen.

    Allerdings: Bei allen Verdiensten um Pit Klein: Kann jemand mal diese unsäglichen Ratinx einstellen? Die waren nie lustig und werden auch niemals lustig werden. Zum eigenen Anspruch passen sie jedenfalls nicht.

  • Blummy – basteln Sie sich ein eigenes Bookmarklet

    Ein Bookmarklet für das eigene Blog, eines für del.icio.us oder Furl. Schnell wird da der Platz in der Lesezeichenleiste von Firefox und anderen Browsern knapp. Das haben sich auch die Entwickler von Blummy gedacht.

    Dort können Sie sich ein eigenes Bookmarklet zusammenstellen, das über Ajax die von Ihnen benötigten Funktionen vom Server abruft. Nach der Einrichtung eines Accounts bei Blummy blicken Sie auf eine leere Montagefläche. Durchstöbern Sie nun die angebotenen Bookmarklets. Erscheint Ihnen eines davon sinnvoll, ziehen Sie es einfach mit der Maus auf die Fläche.

    Zusammenstellung des Bookmarklets bei Blummy

    Im letzten Schritt ziehen Sie nun Ihr persönliches Boomarklet in den Browser. Befinden Sie sich auf einer Internetseite, rufen Sie mit einem Mausklick in der Symbolleiste ein kleines Menü auf den Schirm, über das Sie die gewünschte Funktion aufrufen. So können Sie einen Blogbeitrag darüber schreiben oder die URL zu Ihrer del.icio.us-Sammlung hinzufügen.

    Das Bookmarklet in Aktion

    Erstaunlich vielfältig sind bereits die angebotenen Funktionen. Von Klassikern wie Furl oder Technorati reicht das Angebot bis hin zur Validierung der angezeigten Seite.

  • Ubuntu 5.10 – sehr überzeugend

    Vor einer Woche habe ich mich (endlich) einmal intensiver mit Ubuntu auseinander gesetzt und mit das ISO-Image der 5.10 heruntergeladen. Um das Fazit bereits vorwegzunehmen: Ich zeige mich tief beeindruckt von dieser Distribution.

    Getestet habe ich Ubuntu auf insgesamt drei Systemen. Einem älteren PC mit AMD Prozessor, der noch kein OS enthielt, einer virtuellen Maschine unter VMWare und einem Notebook, auf dem bisher Suse 9.3 lief.

    Installation: Habe ich bisher der Installer von Suse bereits als recht komfortabel empfunden, war ich von Ubuntu regelrecht begeistert. Die Menüfolge erschien zwingend und es war auch kaum Eingreifen notwendig. Alle Hardwarekomponenten wurden problemlos erkannt. Allerdings ist der Debian-Partitionierer etwas schwieriger zu bedienen, wenn er denn auf eine Linux-Partition trifft. An dieser Stelle könnten Einsteiger Probleme bekommen, da die Hilfe aus meiner Sicht etwas unklar formuliert ist. Sehr gut finde ich den frühen Zeitpunkt, an dem die Netzwerkkarte erkannt und eingerichtet wird. Da meine Rechner ihre IP-Adressen per DHCP zugewiesen bekommen, konnte Ubuntu flott ins Internet gehen.

    Softwareausstattung : Die Softwaregrundausstattung ist ausgewogen. Büropaket, Mailer, Internettools: Alles dabei, um sofort loslegen zu können. Für Vergnügen zwischendurch sorgen die von GNOME mitgelieferten Spielchen. Was soll ich zur Installation von Anwendungen schreiben? Wer einmal mit Synaptic und Debian-Paketen hantiert hat, wird RPM kaum vermissen.

    Ubuntu in Aktion

    Desktopumgebung: Ubuntu selbst gibt GNOME den Vorzug. Übersichtlich und gut strukturiert. Obwohl überzeugter KDE-Anwender gefällt mir die Arbeit damit. Ein- und Umsteiger dürften ebenfalls schnell damit zurechtkommen. Die Erdfarben wirken ausgewogen, allerdings ist das System nach meinem Geschmack etwas dunkel ausgefallen.

    Für mich ist Ubuntu inzwischen wirklich eine ernstzunehmende Alternative zu Suse & Co. Dank der einfachen Installation ist die Distri inzwischen für Einsteiger geeignet.

  • Sphere – neue Blogsuchmaschine im Betatest

    Logo Sphere
    Sphere ist der Name einer Suchmaschine für Blogs, die sich derzeit noch im Betastadium befindet.

    Sphere durchsucht und indiziert den gesamten Text eines Beitrags, nicht etwa nur die Überschrift oder Zusammenfassungen in einem Feed. Über einen eigenen Algorithmus wird dann die Relevanz eines Beitrags zu einem Thema ermittelt. Gesucht werden kann sowohl nach der Relevanz als auch nach der Aktualität von Beiträgen.

    Primäre Suchsprache ist naturgemäß Englisch, der Benutzer hat aber auch die Wahl, sich Beiträge in allen Sprachen anzeigen zu lassen. Zugleich das einzige Manko: Sphere hat noch furchtbare Probleme mit deutschen Sonderzeichen.

    Bereits zu diesem frühen Stadium werden erweiterte Suchoptionen angeboten. Über Schlüsselwörter schränken Sie etwa die Suche auf Beitragstitel, den eigentlichen Beitrag oder den Blogtitel ein.

    Ergebnisliste in Sphere

    Bei der Syntax für die Suchbegriffe orientiert sich Sphere an Google: Unterstützt werden die Phrasensuche und die Eingabe von Stoppwörtern, um Suchbegriffe explizit von der Suche auszuschließen. Generell sind die Begriffe mit einer UND-Verknüpfung verbunden, durch die Eingabe des Parameters OR kann aber auch eine ODER-Verknüpfung aktiviert werden. Ebenfalls enthalten ist eine Möglichkeit, Suchwörter zu gruppieren. Wenn Sie auf der Suche nach Erfahrungsberichten zu Suse 9.3 oder Suse 10 sind, wäre die Eingabe von Erfahrungen ("Suse 9.3" OR "Suse 10") möglich.

    Die Trefferliste wird anschließend nach Relevanz sortiert und berücksichtigt möglichst aktuelle Einträge. Der durchsuchte Zeitraum kann über ein Listenfeld schnell erweitert werden.

    Erkennt Sphere, dass sich ein Blog im Schwerpunkt mit den Suchbegriffen beschäftigt, wird über einen eigenen Link auf dieses Blog hingewiesen. Zusätzlich können Sie sich zu den Blogs, die im Index enthalten sind, ein Profil anzeigen lassen, das Ihnen zusätzliche Informationen, wie etwa die durchschnittliche Anzahl der Beiträge, darstellt.

    Zusatzinfos zu einem Blog bei Sphere

    Fazit: Sphere macht einen sehr vielversprechenden Eindruck. Aufgrund der beschränkten Anzahl an Betatestern arbeitet das System noch deutlich schneller als die Blogsuche von Technorati. Den Vergleich hinsichtlich Fundstellen und Relevanz mit Google braucht Sphere nicht zu scheuen.

  • SymphonyOS – eine KDE und GNOME Alternative?

    Symphony OS verspricht, ein vollwertiger Desktop zu sein, mit dem Ziel, dem Anwender die am einfachsten zu bedienende Form von Linux anzubieten. An diesem Wochenende wurde die erste Preview der Beta 1 veröffentlicht. Ich habe mir Symphony OS für Sie einmal angesehen.

    Desktop SymphonyOS nach dem Start

    Symphony basiert auf Debian / Knoppix und steht in Form von ISO-Dateien zum Download zur Verfügung. Ich habe mir die Installation einmal unter einer virtuellen Maschine unter VMWare und einmal auf meinem Notebook angesehen. Nach dem ersten Start des Desktop wurde die dauerhafte Installation auf dem Gastsystem ausgewählt. Die Installation selbst verlief problemlos. Hier merkte man die Ausgereiftheit von Knoppix. Als Fenstermanager kommt übrigens FVWM zum Einsatz.

    Nachdem das System vollständig hochgefahren ist, blickt man auf einen in hübschen Blautönen gehaltenen Desktop. Dieser hört auf den Namen Mezzo und bildet den Kernbestandteil von Symphony OS. Nutzer, die bisher mit GNOME oder KDE gearbeitet haben, stellt die Arbeitszentrale mit ihren Grundsätzen vor kleine Hürden. Die Entwickler haben sich unter anderem von folgenden Grundsätzen leiten lassen:

    • Die Desktop-Ecken in konventionellen System werden nicht genutzt. Deshalb setzt dieses System konsequent auf die vier Ecken des Desktops, über die sich Systembereiche aufrufen lassen. Mit einem Mausklick in eine der Ecke rufen Sie sich die Übersicht der installierten Programme, das Dateimanagement aber auch den Papierkorb auf den Schirm.
    • Menü-Hierarchien sind zu kompliziert. Stattdessen sind die Menüs auf dem gesamten Desktop ausgebreitet. Strukturiert werden sie durch die Arbeitsbereiche, die sich über die Ecken aufrufen lassen.
    • Konventionelle Systeme sind inzwischen so komplex, dass die Konfiguration von KDE & Co viel zu kompliziert geworden sei. Statt dessen setzen die Entwickler von Symphony OS auf wenige Konfigurationsmöglichkeiten und Einstellungen.

    Programmmenüs unter Symphony

    Löst man sich von seinen bisherigen Erfahrungen, die bei mir in 20 Jahren Nutzung von MacOS, Windows und Linux erwachsen sind, findet man sich schnell in diese Philosophie ein. Das Bedienkonzept ist logisch und elegant. Zugleich ist die konzeptionelle Strenge auch mein wesentlichster Kritikpunkt: So habe ich vergeblich nach einer Möglichkeit gesucht, mit verschiedenen Desktops zu arbeiten, zwischen denen ich leicht mit der Maus wechseln kann. Gerade die multiplen virtuellen Desktops sind für mich einer der größten Vorteile gegenüber der Windows-Welt.

    Grundsätzlich kann man sich der Meinung durchaus anschließen, dass die ausgereiften Linux-Desktops gerade Einsteiger mit Optionen überschütten. Allerdings bietet mir Symphony OS zu wenig Möglichkeiten, mir meine Arbeitsumgebung so einzurichten, wie sie mir optisch und funktional am besten gefällt. Der Ansatz der auf dem Desktop ausgebreiteten Menüs hat mir allerdings sehr gut gefallen.

    Die Softwarezusammenstellung ist durchaus gelungen, hat allerdings noch Schwächen im multimedialen Bereich. Als Browser kommt Firefox, als Mailclient Thunderbird oder Evolution und als Textverarbeitung Abiword zum Einsatz.

    Browser unter Symphony

    Wer gerne mal mit Desktop-Alternativen experimentiert, findet in Symphony OS einen interessanten Kandidaten. Auch für (Computer-)Einsteiger halte ich das System durchaus für geeignet. Was ich mir ebenfalls vorstellen kann, wäre eine Distribution für Kinder, basierend auf Symphony OS und ergänzt um Lernprogramme und Spiele, da die Bedienung wirklich simpel ist. Wer allerdings lange unter KDE oder GNOME gearbeitet hat, wird einfach zu viel vermissen, um sich für einen Umstieg zu begeistern.