Gestern hat das Manuskript für ein neues Buch mein Haus verlassen und wurde per FTP auf den Server des Verlags geladen. Es wird Anfang kommenden Jahres erscheinen und beschäftigt sich mit dem Social Networking im Business. Auf knappen 140 Seiten gibt es eine komprimierte Darstellung und Empfehlungen, wie sich mit den verschiedenen Netzwerken (nicht nur) Geschäftskontakte anbahnen lassen.
Es ist das erste Buch, das ich vollständig mit meinem aktuellen Arbeitsablauf geschrieben habe, weswegen ich diesen gern einmal hier etwas ausführlicher beschreiben möchte. Es würde mich freuen, wenn der eine oder andere Autor dadurch auf neue Ideen kommt.
Recherche und Gliederung
Bei dem Buch handelt es sich um eine Auftragsarbeit. Im Vorfeld musste also mit dem Verlag eine Gliederung abgestimmt werden. Die Gliederung habe ich vollständig mit Scrivener angelegt. Dazu habe ich den freien Modus der Karteikarten genutzt. Der Vorgang kommt von der Optik dem Anlegen einer Gliederung mit realen Karten schon recht nahe. Die Reihenfolge der Dokumente habe ich dann im Binder mit der Maus markiert, kopiert und dann immer ein eine E-Mail geschrieben, bis die Gliederung vom Verlag akzeptiert wurde. Das war bereits nach dem zweiten Durchlauf der Fall.
Zahlenmaterial und andere Fakten, die ich online recherchiert habe, wurden ebenfalls direkt in Scrivener verwaltet. Das Programm kann ja sehr gut mit Internetadressen gefüttert werden und liest die Seite dann ein. Jedes Dokument kann dann zusätzlich noch mit einer Anmerkung versehen werden.
Schreibprozess – vollständig in Markdown
Die rund 380.000 Zeichen, die zu schreiben waren, wurden alle komplett in Markdown verfasst. Besonders gut an Scrivener gefällt mir die Projektüberwachung. So konnte ich den Gesamtumfang in den Eigenschaften des Projekts hinterlegen und den Abgabetermin notieren. Daraus errechnet das Programm dann automatisch das Ziel in Zeichen, das pro Session (üblicherweise ein Tag) geschafft werden muss.
Die Druckvorlage des Verlags, die natürlich in Word angeliefert wurde, sah zwei Formen von Textkästen vor, die häufig eingesetzt werden sollten. Damit ich diese später leichter formatieren konnte, wurden diese im Markdown-Code durch ein Kürzel kenntlich gemacht.
Direkt aus Scrivener habe ich dann das Manuskript als Markdown-Text gespeichert. In den Einstellungen für das Kompilieren können Sie ganz bequem definieren, welche Elemente des Materials in das finale Werk eingehen sollen. Außerdem können Sie festlegen, dass die internen Bezeichnungen für die Dokumente als Überschrift im Manuskript genutzt werden sollen. Im Falle von Markdown erhalten diese dann auch gleich automatisch die richtige Ebene zugewiesen.
Finaler Satz mit Word 2011
Mit der Zusammenstellung des Manuskripts begann dann die etwas knifflige Arbeit, die aber keine große Mühe macht. Den Markdown-Text habe ich mithilfe von Pandoc in einem Rutsch in eine ODT-Datei für LibreOffice konvertiert. Vorteil: Die Ebenen der Überschriften bleiben erhalten. Das ODT habe ich dann in LibreOffice als Word-Dokument gespeichert. In Word selbst wird dann die aktuelle Vorlage gegen die Vorlage des Verlags ausgetauscht. Damit ist der Text und die Überschriften gleich korrekt formatiert.
Jetzt mussten nur noch die Textkästen richtig ins Format gebracht werden. Mithilfe der Platzhaltersuche habe ich zwei Suchläufe gestartet. Dabei wurden die von mir vergebenen Kürzel durch “Nichts†ersetzt, also gelöscht. Zugleich aber die Formatvorlage geändert. Jeweils auf die Vorgabe. Speichern und fertig ist das Manuskript zum Redigieren.
Warum das alles?
Auf den ersten Blick scheint das kompliziert zu sein. Aber: Zum einen habe ich das vollständige Manuskript in einer Form vorliegen, die ich jederzeit in ein anderes Zielformat überführen kann und das mit jedem Editor lesbar ist. Und zweitens: Wer einmal die Arbeitsgeschwindigkeit von Scrivener oder Textmate mit einer Textverarbeitung wie Word vergleicht, wird kaum noch wieder umsteigen wollen.