Stephan Lamprechts Notizen

Schlagwort: Marginalia

  • Microsoft und RSS – ach nö

    Bei Wolfgang ist heute ein Beitrag zu finden, in dem davon geschrieben wird, Steve Ballmer habe geäussert, “dass RSS zu einfach sei und Microsoft an einer mächtigeren Technologie auf Basis von XML und Web-Services arbeite”. Das klingt nach der üblichen Microsoft-Masche, eine einfache Technologie so aufzublähen, bis sie

    • a.) Keiner mehr diesseits eines MSCE sie versteht.
    • b.) Schließlich nur noch mit Software aus Redmond funktioniert.

    Beim Wort “Web-Service” wird mir, ehrlich gesagt, ein bisschen schlecht. In den Magazinen der Schrauber und Löter sind ja seit einer Ewigkeit die Themen “So brennen Sie alles”, “Das Intimleben Ihres Brenners” oder “DVD Kopien ohne Angst” en vogue, während in den Titeln für die Internet Coder derzeit ja alles per Web-Service im eigenen Internetauftritt verwurschtelt werden muss: “Nutzen Sie Amazon in ihrer Datenbank” oder “So spielen Sie in der Ebay-Sandbox”.

    Erinnert sich eigentlich noch jemand an die Channel des Internet Explorers? Im Prinzip haben die eigentlich das gemacht, was RSS macht, nur war das eben so umständlich in den eigenen Content zu integrieren, dass es ausser den von MS dazu überredeten Partnern keiner angeboten hat und im Browser selbst so versteckt, dass die Anwender es nicht gefunden haben. Von den Lücken und offenen Scheunentoren des Active Desktop Konzepts will ich mal nicht sprechen.

    Wenn sich also Microsoft des Themas RSS annimmt, dürfte da ganz viel Geld versenkt werden und anschließend kommt etwas dabei heraus, mit dessen Quellcode man eine Ariane-Rakete fernsteuern kann, nur brauchen tut es keiner. Aber es wird dem Marketing von MS mal wieder gelingen, viele Leute davon zu überzeugen, dass nur dieses eine Produkt glücklich machen kann und schon wird es da wieder Inkompatibilitäten und Probleme geben, die ohne Microsoft nicht da waren…Business as usual also.

    Ja, RSS ist einfach und kann von Windows-, Mac- und Linux-Nutzern unkompliziert genutzt werden. Das ist ja das Geniale dran, also Redmond, bitte was anderes zum Spielen suchen!

  • X-Faces – ach bitte nicht

    Es ist schön, wenn man weiss, wie eine Person aussieht, mit der man es im Internet zu tun hat. Ja, schön ist es, wenn es einen interessiert. Dank eines gaaanz revolutionären Ansatzes, der auf den Namen X-Faces hört, bleibt es mir in meinen Lieblingsnewsgroups inzwischen nicht erspart, mir etwa unter KNode pixelige Grafiken anzusehen, die an das Niveau der Klötzchengrafik im ehemaligen Btx-System heranreichen und irgendwelche Konterfeis darstellen sollen.

    Liebe Leute, schaltet den Mist doch einfach ab. Ihr seid nicht zu erkennen. Ehrlich! Und, wenn mich das Posting auf den Menschen dahinter neugierig macht, kann ich mir Euch doch immer noch auf Eurer Homepage ansehen, oder?

  • Gähnungsfuge?

    Heute bei Telepolis: Ein Bericht, der sich offensichtlich irgendwie mit Bluetooth beschäftigen soll / will / wird, jedenfalls vermutet dies der geneigte neugierige Leser bei der Überschrift “Dumpf blaue Zahngeräusche“. Irgendwie geht es dann auch um Audioübertragungen und Notebooks.

    Nur eben erst im zweiten Teil: Zunächst gibt es eine Tüte Notebookhersteller-Bashing, weil die einfach nicht dafür sorgen können, dass die Tasten fest mit dem Gerät verwurzelt bleiben, wenn ein Fachmann da 12 Stunden ohne Unterbrechung seine Ergüsse einhämmert.

    Kleiner Tipp: Die Tastaturen hielten länger, wenn nicht so viele unnötige Zeichen geschrieben worden wären. In diesem Fall knapp 50 Prozent des Textes.

  • Fernsehsender – vom Aussterben bedroht?

    Irgendwie scheint Mario dieser Tage eine Tüte Prophetie gefunden zu haben oder aber jemand hat ihm eine (funktionierende?) Glaskugel geschenkt. In einem sehr lesenswerten Beitrag macht er sich so seine Gedanken zur Zukunft des Fernsehens. Oder stellt vielmehr die These auf, dass Fernsehsender, so wie wir sie heute kennen, eben keine Zukunft mehr haben.

    Was an TV-Werbung nervt, ist das disruptive Moment. Die Aufdringlichkeit, mit der versucht wird, Aufmerksamkeit zu erheischen, hat oft etwas Ekelhaftes. TV-Werbung schreit den Zuschauer an (meist ist sie obendrein 3 db lauter), […]

    Ja, genau! So ist es. Das ist genau der Grund, warum ich mich in den letzten 12 Monaten zu einem notorischen Blogleser und Arte-Junkie entwickelt habe. 24 Stunden am Tag Günter Jauch, die x-te Wiederholung von “Der mit dem Wolf tanzt” oder “Airforce One” und dazwischen “Bier saufen – Regenwald retten” oder “Bier saufen – Bolzplätze renovieren” haben meinen eh unterdurchnittlichen Fernsehkonsum nah an die Nulllinie gebracht. Übrigens gibt es beim Shopblogger eine sehr aufschlussreiche Rechnung, wie viel wir alle saufen müssen, um nur einen läppschen Fußballplatz auf Vordermann zu bringen.

    Dass der halbwegs intelligente TV-Zuschauer sein Heil in Downloads oder gerippten DVDs sucht, verwundert andere halbwegs intelligente TV-Zuschauer nicht, die Programmverantwortlichen hingegen schon. Aber anstatt mit kreativen Ideen das eigene Medium zu erneuern, bläst es sich besser zum Angriff auf die Bedrohung durch das böse Internet. Komisch, wie sich die Dinge wiederholen. Als ich anno 1996 für ein großes deutsches Verlagshaus tätig war, stand die Bedrohung durch das Internet auf der Agenda jedes deutschen Zeitungsverlags. Alle waren sich einig, unbedingt etwas gemeinsam tun zu müssen, damit ja nicht das Rubrikengeschäft wegbricht. Leider hat man sich in all den Gremien und Verbänden nicht auf das große gemeinsame einigen können. So brodelte jeder sein eigen Internetsüppchen und das Rubrikengeschäft… Naja: Kann sich noch jemand an die Kleinanzeigenseiten anno 1995 in den Wochenendausgaben von Zeitungen erinnern? Das war Lesespass für Stunden..heute geht es mit der Lektüre schneller.

    Also ihr Sender..aufgewacht! Die Zukunft kommt manchmal schneller als man will…

  • Journalistischer Standesdünkel und andere Schwernisse

    Oliver Schwarz ist ein erfolgreicher Mann, dessen Karriere ich seit knapp 10 Jahren begleite. Nicht, weil ich mit ihm befreundet wäre; tatsächlich sind wir uns bewusst persönlich noch nie begegnet. Aber Oliver Schwarz verantwortete in den letzten Jahren häufig die Pressearbeit von Unternehmen, über deren Produkte ich berichten musste oder wollte. So leitete er die Kommunikation von 3COM, dem früheren Hersteller von PalmPilots, nachdem diese ncht mehr unter dem Label US Robotics liefen.

    Um an Pressemuster und Pressemitteilungen zu gelangen, musste sich der Journalist bei 3COM in einem Pressebereich registrieren. Erst danach gab es Zugriff auf die Internetseiten des Unternehmens, die ausschließlich Journalisten vorbehalten sein sollten. In regelmäßigen Abständen erhielt der registrierte Journalist dann per Post eine so genannte Presse-CD, auf der sich allerlei Texte und Bilder zu neuen Produkten aus dem Hause 3COM befanden. Die CD, ich geb’s zu, habe ich immer weggeschmissen, denn mein Interesse galt ausschließlich den PalmPilots. Die Netzwerkkarten und Modems aus dem gleichen Hause waren mir schlicht egal.

    Nun kommuniziert der Oliver Schwarz für Web.de. Um an die Pressemitteilungen des Unternehmens zu kommen, muss man sich erstmal für den geschlossenen Bereich registrieren. Kommt Ihnen bekannt vor, oder? Mir auch. Bestimmt gibt es dann bald auch quartalsweise die “Web.de Presse CD”, die ich dann wieder wegschmeissen kann.

    Nun will ich weder auf der Pressearbeit von Web.de herumreiten, noch die Arbeit von Oliver Schwarz bewerten. Darum geht es an dieser Stelle gar nicht. (mehr …)