Schon lange wollte ich den Roman von Charles Lewinsky lesen, aber die über 700 Seiten ließen es angeraten, mit der Lektüre auf den Sommerurlaub zu warten. Die Entscheidung war richtig, denn andernfalls hätte ich mit tiefen Ringen unter den Augen am Arbeitsplatz gesessen, denn das Buch hat mich nicht losgelassen. Das Werk Lewinskys ist monumental, wie es sich für Familienchroniken gehört, denn nichts anderes wird hier erzählt. Die Geschichte der jüdischen Familie Meijer aus der Schweiz. Vom Auftauchen eines entfernten Verwandten im Jahre 1871 bis zum Ende des 2. Weltkriegs.
Der Autor erzählt aber nicht nur die fiktive Geschichte dieser jüdischen Familie sondern damit zugleich auch ein Stück Schweizer und Weltgeschichte. Sprachlich wunderbar und feinsinnig, einfühlsam und in seinem Grundtenor von Traurigkeit und Melancholie ist das Buch geprägt. Am Ende sind einem die Charaktere ans Herz gewachsen und fast zur eigenen Mischpoche geworden.
Auch wenn der Urlaub vorbei ist, die langen Herbstabende kommen mit Sicherheit!