Viel Aufsehen und Blogbeiträge hat ja der Start von Watchever geerntet. Ich nutze den Service nunmehr seit drei Monaten und möchte einmal meine Erfahrungen zusammenfassen.
Das Angebot von Watchever
Das Angebot von Watchever besteht in erster Linie aus TV-Serien und einem eher überschaubaren Filmangebot. Unter den Filmen sind durchaus eine Reihe sehenswerter Streifen (darunter durchaus anspruchsvolle Meisterwerke), aber auch viele Titel, von denen selbst aktive Cineasten eher selten gehört haben werden. Wenn Sie etwas gefunden haben, das Sie interessiert, ist es ratsam, sich die Detailseite zum Eintrag anzusehen. Denn häufig ist dort ein Hinweis darauf enthalten, wie lange sich der Titel noch im Angebot von Watchever befinden wird.
Bei den Serien sind einige Blockbuster dabei (MadMen, Dexter, Breaking Bad usw.), aber leider nie wirklich vollständig. So kommt “Nip/Tuck†eigentlich auf sechs Staffeln, bei Watchever sind davon zwei anzuschauen. Wer noch ausschließlich mit dem Programm von ARD und ZDF groß geworden ist, findet aber auch Perlen, wie “Es war einmal der Mensch†oder den Kinderklassiker “Biene Majaâ€.
Ob sich mit dieser eher selektiven Auswahl (die auf Rechtebeschränkungen beruht) auf Dauer eine Stammkundschaft gewinnen lässt, mag dahingestellt sein.
Ungereimtheiten zwischen Programmversionen
Ich nutze Watchever primär auf dem Apple-TV und eher selten auf dem iPad. Doch schon zwischen diesen beiden Programmversionen treten deutliche Unterschiede in der Bedienung auf. So können Sie die persönliche PIN, mit der sich der Zugriff auf das Angebot sperren lässt (damit Kinder nicht plötzlich nicht altersgerechte Filme abrufen können), zwar auf dem iPad ändern. Auf dem Apple-TV indes nicht. Und, dass die vordefinierte PIN “0000†lautet, offenbart sich leider ebenfalls nur durch einen Text in der iPad-App.
Auch die Menüführung ist zwischen beiden Apps unterschiedlich. Ärgerlich sind teilweise kleinere Fehler und Unschönheiten in der Oberfläche. Sehen Sie sich etwa Angebote in der Kategorie “Beste Bewertung†an und wählen die Detailansicht, springen Sie danach nicht wieder an die Stelle der Liste zurück, an der Sie sich zuletzt befanden, sondern landen ganz an derem Ende. Sehr übersichtlich ist das nicht.
Qualität und Erreichbarkeit
Die wichtigsten Kriterien für ein Entertainment-Angebot im Internet sind für mich die Erreichbarkeit und die Qualität des Streams. Watchever sendet Ihnen (sofern verfügbar) Inhalte in voller HD-Auflösung. Lapidar steht in den FAQs, dass sich der Stream den Gegebenheiten (in Sachen Geschwindigkeit) anpasst. Das passiert leider sehr regelmäßig. Offensichtlich führen bereits einfache Latenzen auf der Übertragungsstrecke dazu, und so wechselt das Bild gern zwischen HD und einer verschwommenen Wiedergabe. Dies liegt aber auch daran, dass das Signal nicht (wie bei Übertragungen aus iTunes) heraus, gepuffert wird. Pausieren Sie die Wiedergabe, landen nicht weitere Bits und Bytes im Speicher des AppleTV, sondern die Übertragung wird einfach später  fortgesetzt. Die Anpassung des Signals ist gerade in den früheren Abendstunden, wenn offensichtlich viele Nutzer einen Stream beziehen, etwas nervend.
Die Erreichbarkeit generell würde ich als gut beschreiben. Bisher gab es erst zwei Abende, an denen wir die Übertragung abgebrochen haben, weil die ständigen Aussetzer einfach unerträglich waren und die Dramaturgie des Filmes ruinierten.
FSK 18 – völlig altertümlich
Im Angebot von Watchever sind auch einige Titel enthalten, die eine FSK Empfehlung von 18 (zum Beispiel Dexter) erhalten haben. Wer ein solches Angebot erstmals abrufen möchte, erhält den Hinweis, dass er dafür erst einen Altersnachweis erbringen muss. Das ist richtig und verständlich. Über die interne Suchfunktion auf der Homepage lässt sich auch schnell eine Beschreibung des Verfahrens abrufen. Die den Kunden aber erstmal mit einem langen Gesicht zurücklässt. Denn mit dem Film wird es am gleichen Abend nichts mehr. Stattdessen ist ein Formular auszudrucken und auszufüllen, mit dem Sie dann zur nächsten Postfiliale traben dürfen. Unverständlicherweise hat sich Watchever also für das PostIdent-Verfahren entschieden. Das ist für ein reines Online-Angebot zumindest bemerkenswert und alles andere als komfortabel.
Fazit: Bedingt empfehlenswert
Für knapp 9 Euro im Monat buchen Sie bei Watchever eine Flatrate für Filme und TV-Serien. Die Breite des Angebots geht zum Preis von 9 Euro pro Monat durchaus in Ordnung, denn wer sucht und sich ein wenig an den Nutzerbewertungen orientiert, kann durchaus tolle Filme finden. Vom Unterhaltungswert würde ich Watchever also durchaus empfehlen. Was dagegen nervt ist die Technik. Hier hätten sich die Macher eher bei Apple mit iTunes oder der NHL bei deren Aufzeichnungen inspirieren lassen sollen, denn deren Signale kommen deutlich stabiler ins Haus.