Die Hamburg Freezers sind am unteren Ende der Tabelle der aktuellen DEL-Saison angekommen. Und sie stehen verdient dort unten.
Noch haben viele Fans gerade auf Facebook die Hoffnung, dass die Freezers mit diesem Fanal einen Lauf beginnen werden, wie er im vergangenen Jahr stattgefunden hat. Mein Eindruck: Der wird – sofern er denn passiert – zu spät kommen, denn die Voraussetzungen sind völlig andere.
Die Freezers spielen momentan einfach schlecht
- Bereits in der Vorbereitung taten sich die Freezers schwer. Ob CHL oder Pokal-Spiele. Die Offensive hatte Ladehemmung.
- Es gehen viel zu viele Zweikämpfe verloren und wichtige Bullys werden nicht gewonnen. Im direkten Verlgeich wirken die Freezers-Spieler gegenüber den Gegnern zu langsam.
- Das bemerken auch die Spieler, wehren sich mit unfairen Mitteln und landen auf der Strafbank.
- Das Unterzahlspiel (bisher die Königsdisziplin) schwächelt deutlich. Bei einer größeren Verteidigungszone muss die Box fast starr eng vor dem Tor stehen. Das tut sie aber nicht.
- Dabei ist dann das Fehlen von Verteidigern zu bemerken. Und die Verletzungen gehen auf die Kappe der ständigen Überanspruchung.
- Kotschnew und Caron spielen noch nicht dort, wo sie für die gemunkelten 420.000 Euro Jahresgage (zusammen) hingehören und in der Vergangenheit gespielt haben.
- Die Offensive ist zu nervös und liefert zu wenig ab. Jetzt fehlt nach der Niederlagenserie auch langsam das Selbstvertrauen.
- Laporte hat bisher noch keine sinnvolle Umstellung seiner eigenen Strategie auf die größeren Angriffs- und Verteidigungszonen gefunden.
- Der Kader hat zu spät mit der Vorbereitung begonnen.
Der Kader ist breit und tief – aber zu klein
Die Hamburg Freezers haben im vergangenen Jahr einen enormen Fortschritt im Bereich des Sponsorings gemacht. Das darf natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Freezers (genau wie die Eisbären Berlin) in jeder Spielzeit hohe Verluste schreiben, die lediglich durch die Patronatserklärung der Anschutz Gruppe gedeckelt sind.
Und damit sind wir beim Punkt. Die Freezer müssen sparen.
- Einstellung des Arena Magazin.
- Einstellung eines Unterstützer-Clubs und damit keine Förderung mehr des Fanradios.
Die Abgänge wurden nominell ersetzt, der Kader aber nicht ausgebaut. Damit ist die Bank der Freezers ohne hin kurz, bei längerfristigen Ausfällen, zu kurz.
Die frühzeitigen Ausfälle verhindern aber, dass sich die Mannschaft findet. Im vergangenen Jahr hatten sich die Spieler und Reihen bereits eingespielt. Da half das von Laporte ausgerufene “Zusammenrücken” weiter.
Jetzt rücken Spieler zusammen, die unter normaler Konstellation so nicht blind harmonieren müssen, wie ein Jakobsen in der Verteidigung. Sich aus dem Tabellenkeller zu befreien, wird frühestens nach der Rückkehr aller Spieler möglich sein und selbst dann wird es ein paar Wochen dauern, bis die Reihen funktionieren. In dieser Zeit kann der Hoffnungsplatz 10 schon weit weg sein.
Ich wünsche mir sportlich sehr, dass ich mich irre, aber faktisch ist das ein hausgemachtes Problem, für das jetzt die Quittung gezogen wird. Wenn man sich einen Hauch auf Playoffs bewahren will, muss das sportliche Management jetzt handeln und dringend mindestens einen gelernten Verteidiger verpflichten. Denn sonst wird es eng im Ligaalltag.
Der eigentliche Fehler war aber aus meiner Sicht, das sich selbst Einlullen durch das Gerede von “Meisterschaft” in der Öffentlichkeit und einer vierwöchigen Vorbereitungsphase auf die ersten CHL-Spiele. Für die Schweden und Norweger geht es bei diesem Turnier um etwas, es dürfte jedem klar gewesen sein, dass hier nicht Vorbereitungsspiele mit Wattebäuschchen und Operettenabwehr stattfinden. Hier den eigenen Kader sich körperlich aufreiben zu lassen – das muss sich die sportliche Führung der Hamburg Freezers schon selbst zuschreiben.