Die Hamburg Freezers haben am gestrigen Abend auch das dritte Gruppenspiel in der neuen Champions Hockey League verloren. Das ist im unmittelbaren Vergleich mit den anderen Mannschaften der DEL noch nicht einmal so bemerkenswert. Krefeld, Berlin, Ingolstadt und auch Köln tun sich allesamt auf dem internationalen Parkett schwer. Und wer unvoreingenommen seine Mannschaft im Vergleich mit skandinavischen Teams gesehen hat, dürfte spätestens jetzt ein Verständnis dafür bekommen haben, wieso das deutsche Eishockey in der Weltrangliste dort steht, wo es steht. Das sind läuferisch und technisch völlig andere Mannschaften.
Dieses Argument ist auch das, mit dem sich die Lokalpresse und die Hamburg Freezers selbst beruhigen. Alles starke Gegner, und dann kommt auch noch viel Verletzungspech hinzu. Mit Madsen, Schubert und Roy fehlen schon ein paar Leistungsträger. Aber, wer die Vereins- und Fanbrille mal abnimmt, sieht eine Mannschaft, die einfach schlecht spielt und sich noch nicht gefunden hat. Und das eine Woche vor Beginn der DEL.
Denn schon der erste Auftritt in Bremerhaven war alles andere als gelungen. Viel Glück im Spiel und eigentlich haben die Fishtown Pinguins eher ein Spiel verloren als die Freezers eines gewonnen. Spiel für Spiel wurden die Mannen um Benoit Laporte zwar besser und brachten schon den einen oder anderen schönen Spielzug. Aber Spielzüge allein bringen halt nichts.
In 180 (!) Minuten treffen die Freezers einmal. Und dieser einzige Treffer, Adam Mitchell mag es mir verzeihen, war noch nicht einmal wirklich herausgespielt. Keine Frage, man sollte Vorbereitung nicht überbewerten und natürlich muss es in der Verteidigung bei der Besetzung auch Lücken geben. Aber auch die gestrige Übertragung offenbarte die gleichen Schwächen wie in den anderen Partien schon zuvor.
- Die Stürmer treffen nicht: Clark und Sertich tauchen zwar regelmäßig vor dem Tor des Gegners auf, produzieren aber eher wenig Output. Oppenheimer hat irgendwie noch bei keinem Spiel, das ich gesehen habe, stattgefunden. Flaake sucht noch den passenden Partner. Loben muss man schon Cabana. Der Mann versucht, sich durch seine unkonventionellen Bewegungen und Züge eigene Räume zu schaffen. Das hat bei den Towerstars auch wunderbar geklappt. Auf dem Niveau der DEL und CHL aber noch nicht im vergleichbaren Maße.
- Schwache Arbeit an den Rundungen: Es war irgendwie absehbar, dass die Regeländerungen auch die Spielweisen aus der NHL nahelegen würden. Puck tief und über die Bande spielen. Dazu muss man sich aber an der Bande auch behaupten. Und das ist eher die Spielweise eines David Wolf oder auch Julian Jakobsen.
- mangelnde Disziplin: Auf der Bank gewinnst Du kein Spiel.
- Kampfgeist: “Meine Mannschaft kommt über den Kampf” – so soll Laporte ja in der vergangenen Saison gesagt haben. Davon (und das ist aus meiner Sicht die aktuelle und entscheidende Schwäche) ist derzeit wenig, bis nichts zu sehen. Die Mannschaft identifiziert sich mit der Gruppe – das zeigen die nicht wenigen Prügelszenen. Aber sie kämpft noch nicht.
Vorbereitungen soll man nicht überbewerten. Es hilft aber auch nichts, das Ergebnis schönzureden. Aus meiner Sicht ist diese Mannschaft noch nicht für den Saisonstart bereit. Da hat Herr Laporte jetzt wirklich noch viel Arbeit.