Butz Peters arbeitet sich bereits seit einigen Jahren am sogenannten Deutschen Herbst, also der Geschichte der RAF ab. Ich möchte ihn mal als “RAF-Experten der zweiten Generation” bezeichnen. Während ein Stefan Aust noch eine Reihe der Mitglieder der ersten RAF-Generation persönlich kannte und in seinem Buch “Baader-Meinhof-Komplex” gerade den Beginn der Radikalisierung von Studenten aus eigenem Erleben beschreiben konnte, nutzt Peters das Aktenstudium. Und so brachte sein Erstlingswerk “RAF. Terrorismus in Deutschland” aus dem Jahr 1991 eher eine Nacherzählung des Werks von Stefan Aust. Sein Ruf als Experte war damit aber gelegt. Und, dies nur zur Einordnung. Während Aust beim eher als liberal geltenden Verlagshaus Hoffmann & Campe veröffentlichte, erschien Peters erstes Werk, das sich auch gerade den Opfern widmete, beim eher als konservativ geltenden Haus DVA.
Nun hat sich seit dem selbsterklärten Ende der Terrororganisation wenig ergeben. Einige Tathergänge werden durch das Schweigen der Beteiligten wohl für immer im Dunkel bleiben. Und doch hat der Droemer-Verlag ein neues Buch von Butz Peters veröffentlicht. Im Fokus steht diesmal nicht die Einordnung der RAF in den Gesamtkontext der Geschichte unserer Republik, obwohl das auch eine Rolle spielt. Peters fokussiert sich auf die Ereignisse des Jahres 1977, der dramatischen Zuspitzung der Gewalt. Eine Zeit, die ich als Zehnjähriger Schüler erlebt habe und die sich ins Gedächtnis eingegraben hat.
Diese Zeit erzählt Peters nun erneut nach. Anschaulich, aber mit dem ihm sehr eigenen und teilweise nicht lesbaren Erzählstil. Nur Neuigkeiten hat er nicht zu berichten und das ist das Problem des Buches. 40 Jahre ist das nun alles her. Eine schöne Runde Zahl, um einen Buchtitel zu veröffentlichen. Für die jungen Menschen, die sich zum ersten Mal über den Terror in Deutschland informieren wollen, fehlt die Einordnung in die Geschichte. Für die, die sich schon einmal mit dem Thema beschäftigt haben, hat Peters weder neue Fakten noch neue Interpretationen von Tathergängen. Und dafür sind 26,99 Euro reichlich viel Geld. Übrigens ist mir nach wie vor ein Rätsel, wie Verlage gerade einmal 2 Euro Nachlass bei einem E-Book rechtfertigen. Das ist ein Bruchteil der ohnehin nicht in die Produktion eingerechnete Marge für den Buchhandel.