Stephan Lamprechts Notizen

Schlagwort: Marginalia

  • Unvollständige Erinnerungen von Inge Jens

    Das Buch von Inge Jens lag nun schon seit einigen Wochen auf meinem Stapel ungelesener Bücher. Sicherlich verdankt sich der kommerzielle Erfolg des Buches auch der Tatsache, dass sich die Käufer einen Blick “durchs Schlüsselloch” versprechen, denn schließlich ist bekannt, das Walter Jens, eine der Ikonen der intellektuellen Szene der Republik seit einigen Jahren unter Demenz leidet. Natürlich erzählt Inge Jens auch von diesem Abschnitt ihres Lebens. Sie tut dies in sachlicher Form, die dennoch unterhaltsam geschrieben ist. Aber natürlich geht es auch um viele andere Begegnungen und Geschehnisse in einem mehr als 80 Jahre dauernden Menschenleben. Krieg, Wiederaufbau, Aufblühen der Intellektuellen-Szene der jungen Bundesrepublik, ihre Begegnungen mit den 68ern und natürlich das Ende der deutschen Teilung. Das alles hat diese Frau hautnah erlebt und weiß davon zu berichten. Ein schönes Buch, ein lesenswertes Buch, das ich Ihnen gern ans Herz legen möchte.

  • Diagnose Burnout: Zwei Buchtipps

    Man fühlt sich schlapp und ausgelaugt. Ist häufiger als sonst krank und dann kommt der Zusammenbruch. So das gängige Klischee und die allgemeine Beschreibung eines Burnouts in den einschlägigen Medien. Und tatsächlich: So ist es auch, wenn auch das unmittelbare Erleben ganz anders, viel stärker und bedrohlicher ist, als sich aus den Texten im Internet so herauslesen lässt. Man fällt in ein großes Loch und irgendwie aus dem Leben heraus. Bedrohliche Gedanken machen sich plötzlich breit im Kopf – Gedanken, die man so noch nicht kannte. Auch ich bin mit der Diagnose Burnout konfrontiert.

    Für mich eine interessante Erfahrung der Umgang des mehr oder weniger engen eigenen Netzwerks. Sprachlosig- und Hilflosigkeit der eigenen Freunde, das Schweigen in der Welt der Selbstdarstellung wie Twitter und anderen Communitys. Und die Erfahrung plötzlicher Nähe von Menschen, die man so nicht eingeschätzt hat. Nach gut 5 Wochen des Nachdenkens und Selbstreflektierens geht es mir etwas besser, ich finde immerhin wieder die Kraft viele Dinge in Angriff zu nehmen, höre aber noch sehr besorgt und ängstlich auf innere Stimmen und meinen Körper. Und weil Lesen nun einmal eine Gewohnheit ist, die ich seit bald 40 Jahren täglich übe, habe ich auch etwas zum Thema gelesen.

    Miriam Meckel hat mit „Brief an mein Leben“ natürlich das abgeliefert, was Literaturkritiker gern mit spitzen Fingern und verzogenem Mundwinkel als „Betroffenheitsliteratur“ bezeichnen. Eine eigene subjektive Wahrnehmung der eigenen Person und ihrem Weg in einen Burnout. Die Lektüre dieses Buches war an vielen Stellen nicht ganz leicht, denn ich habe mich an vielen Stellen auch selbst beschrieben gefunden. Ihr Buch soll kein Ratgeber sein, sondern schildert ihre Selbstreflexionen während eines Klinikaufenthalts und schlaglichtartige Erinnerungen an die Zeit davor. Ein wichtiges und mutmachendes Buch, das sich auch als Lektüre eignet, wenn Sie nicht das Gefühl haben, unmittelbar von einem Burnout betroffen zu sein.

    Anders sieht es da schon mit dem Buch „Wege aus dem Burnout“ von Jörg-Peter Schröder aus. Das kleine Buch will Ratgeber sein und verspricht, Möglichkeiten der nachhaltigen Veränderung zu schildern. Natürlich ersetzt ein solches Buch keine Therapie oder eine solide ärztliche Behandlung. Aber Schröder gelingt es in seinem kleinen Buch sowohl die Hintergründe der Krankheit, deren Symptome und damit den Weg in den Burnout nüchtern und nachvollziehbar zu beschreiben. Der zweite Teil des Buches ist dann natürlich von seinem eigenen Therapieansatz geprägt. Mehr als Denkanstöße, welche Wege es gibt, nach einem überwundenen Burnout Maßnahmen gegen einen Rückfall in alte Verhaltensmuster zu ergreifen, kann ein so knappes Büchlein natürlich nicht liefern. Das macht der Autor aber sehr gut. Damit eignet sich das Buch aus meiner Sicht auch sehr gut für alle Betroffenen, die noch auf eine Sitzung bei einem Therapeuten warten oder auf der Suche nach einem Klinikplatz sind.

  • Ralf Rothmann: Feuer brennt nicht

    Ich muss zugeben, ich habe von Ralf Rothmann bisher nicht viel gelesen. Dass der Rolling Stone ihn für den besten deutschsprachigen Erzähler hält, finde ich denn auch deutlich übertrieben, denn sprachlich klaffen zwischen seiner Prosa und dem meisterhaften Genazino doch Welten. Aber die Lektüre von „Feuer brennt nicht“ hat mich auf sehr feinsinnige Art und Weise sehr berührt. Erzählt wird die Geschichte einer großen Liebe zwischen einem Autoren und seiner 12 Jahre jüngeren Lebensgefährtin. Eine starke Liebe, auf beiden Seiten vor dem Hintergrund eines sich nach der Maueröffnung verändernden Berlins. Rothmann ist ein feiner Beobachter der Menschen und schildert alle seine Protagonisten sehr glaubwürdig und anschaulich. Mit Genuss lässt er seine Helden in diversen Stellungen vögeln und beginnt klassisch nach dem Aufbau von Sympathie mit seinen Helden mit der Demontage des Idylls bis zum tragischen Ende. Sprachlich sehr gelungen ist aus meiner Sicht die Schilderung der Gefühle des Autoren, als er sich in der gemeinsamen Wohnung eingeengt fühlt und den Weg in eine Affäre sucht, die das Zusammenleben der beiden füreinander bestimmten Menschen fortan belasten wird. Feuer brennt nicht ist ein sehr schönes Buch, das sich mit seinen knapp 300 Seiten auch schnell an einem Abend wegliest.

  • Golms, Sonnenberg: Homeoffice

    Mit HomeOffice haben Birgit Golms und Gudrun Sonnenberg versucht, einen Ratgeber für alle zu schreiben, die am Heimarbeitsplatz sitzen. Das ist ja auch sinnvoll, denn wie die Autorinnen, leider ohne Quellenangabe behaupten, nimmt ja die Zahl der Menschen, die daheim arbeiten immer stärker zu. Und so kommen Hinweise darauf, wie sich Haushalt, Familie und Beruf daheim miteinander vereinbaren lassen, natürlich gelegen. Wenn sie denn kämen. Um es vorwegzunehmen. Bereits nach den ersten 20 Seiten stellte sich bei mir der Eindruck ein, dass es sich hier um ganz alten und dünnen Wein in neuen Schläuchen handelt. Jeder, der bereits einmal ein Buch zum Thema Zeit- und Selbstmanagement gelesen hat, wird die grundlegenden Tipps wieder finden. Von der Tagesplanung mit Pufferzeiten über die richtige Zielsetzung bis hin zum Ordnunghalten des Arbeitsplatzes. Es handelt sich um eine komprimierte Darstellung bereits tradierten Wissens der Selbstorganisation abgerundet um das eine oder andere Beispiel freiberuflich tätiger Menschen. Mehr nicht, aber auch nicht weniger. Das Werk ist durchaus flott geschrieben und wer sich erstmals mit dem Thema beschäftigt wird die Hinweise sicherlich dankend aufnehmen. Allerdings sind auf 172 Seiten auch keine vertiefenden Tipps und Tricks zu erwarten. So kratzt das Buch leider meist an der Oberfläche. Schade, denn meiner Ansicht nach wäre zu diesem Thema mehr drin gewesen.

  • Der Lifehacker startet

    Ich darf heute voller Stolz mein neuestes “Nebenprojekt” ankündigen. Der Lifehacker ist online. Ein kleines Blog, wo es zukünftig allerlei Tipps und Tricks für alle Lebenslagen geben wird. Wer mich kennt, weiß, dass es dabei auch um Technik gehen wird. Aber eben nicht nur. Über Kommentare, Weiterempfehlungen und kritische Leser freue ich mich natürlich.