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Hamburg Freezers – das Saisonfazit 2013/14 aus meiner Sicht

Die Hamburg Freezers haben die erfolgreichste Spielzeit ihrer Geschichte hinter sich. Und wer die Spiele zu Beginn der Saison gesehen hat (oder die Beiträge in diesem Blog gelesen), wäre wohl kaum auf die Idee gekommen, dass dies am Ende der Spielzeit 2013/2014 das Fazit ist.

Die Freezers können sich zwar für den Titel »Hauptrundensieger« sportlich nichts kaufen, aber sie haben eine beachtliche Leistung gezeigt. Das verdient Respekt.

Respekt verdient auch, dass – soviel sei hier einmal verraten –  zu Beginn der Saison der Leiter der Geschäftsstelle sogar in einer Mail dem Autor dieser Zeilen auf einige Kritikpunkte direkt geantwortet hat. Damit hätte ich nicht gerechnet.

Wie sieht mein persönliches Fazit aus? Es mag hart klingen, aber die Freezers waren dieses Jahr (erneut) noch nicht reif für die Playoffs. Bereits die Spiele gegen Iserlohn waren viel zu eng und die Souveränität der Hauptrunde verschwunden. Dass sich abseits der Bande die Iserlohn Roosters als extrem unsportlicher Gegner erwiesen, hat mich, nebenbei gesagt, sehr überrascht. Aber in allen Begegnungen mit den Roosters gab es Szenen, die leicht auch zu deren Sieg hätten führen können.

Gegen Ingolstadt wurde dann spielerisch kein Mittel gefunden. Die erste Heimpartie aus meiner Sicht zu leichtfertig hergeschenkt. Dass ich es persönlich für ein sportliches Unding halte, dass der 9. Platz in der DEL um die Meisterschaft spielen darf, habe ich im ersten Beitrag einer kleinen Serie schon geschrieben. Die während der Saison so gelobte Tiefe des Kaders – von ihr war in den Playoffs nichts mehr zu sehen und zu spüren.

Und nichts charakterisiert die Serie gegen Ingolstadt besser als die letzte Begegnung vor Ort. Ein Traumtor und Führung! Dann ein böser Fehler von Caron (der sich wenig Fehler in der Saison leistete) und die Jungs waren zu nervös, um sich wieder zu fangen.

Aber: Alle Spieler dürfen stolz darauf sein, was sie gemeinsam erreicht haben. Vom letzten Tabellenplatz zum Vorrundensieger zu werden. Das müssen andere Mannschaften auch erst einmal schaffen.

Zum Abschluss dieser schönen Saison darf natürlich meine völlig individuelle Bewertung aller Spieler nicht fehlen.

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Was läuft schief im deutschen Eishockey? Teil 1

Dies wird ein längeres Posting. Oder besser – es wird eine ganze Reihe von Artikeln werden, die sich alle um ein Thema drehen: Eishockey in Deutschland.

Also wenn Sie sich nicht für den (oft so genannten) schnellsten Sport der Welt interessieren, suchen Sie sich hier gern anderen Lesestoff aus.

Was habe ich mit Eishockey zu tun?

Beruflich nichts (das kann ja noch werden), als Leidenschaft und Hobby viel. Meine Sozialisation mit diesem Sport ist verbunden mit klingenden Namen. Spieler wie wie Karl Friesen, Erich Kühnhackl, Gerd Truntschka, Didi Hegen, Wayne Gretzky, Mario Lemieux – habe ich live oder am Fernsehschirm verfolgt. “Völlig losgelöst spielt nur der MERC” – gesungen zur Melodie des NDW-Klassikers, hallt noch in meinen Ohren.

Ob DEL, NHL oder auch Oberliga – ich liebe die Dramatik, die Geschwindigkeit und die Emotionen beim Eishockey. Und gerade weil ich diesen Sport liebe, möchte ich aus meiner Sicht einfach einige Punkte loswerden und als Grundpositionen für eine Diskussion in den Raum des Internet stellen. Punkte, die mich mit Sorge erfüllen, die mich ärgern, die mir unverständlich sind. Allesamt aber Punkte, die letztlich dazu beitragen, dass dieser Sport in den Medien nicht die Aufmerksamkeit findet, die er verdient. Punkte, die aus meiner Sicht dafür sorgen, dass Deutschland auch in Zukunft im Eishockey zwar kein Entwicklungsland ist, aber auch keine Spitzenstellung einnehmen wird.

Die Beiträge werden aber nicht nur einfach ein Rant. Wenn mir eine Lösung für ein Problem einfällt, dann werde ich die auch gern zu skizzieren versuchen.

Worum wird es gehen?

In diesen und den nächsten Beiträgen möchte ich für meinen Lieblingssport werben. Ich hinterfrage bewusst “Traditionen” und werde mich u.a. mit diesen Fragen und Tatsachen beschäftigen:

  • Saisonmodus der DEL
  • Marketing der Profiligen (DEL und DEL2)
  • Sportlicher Wert der DEL
  • Der (falsche) ruinöse Wettbewerb in den Ligen
  • Schiedsrichterleistungen und Schiedsrichterausbildung
  • Nachwuchs und Nachwuchsförderung (Profis bis Oberliga) .

Da ich aber auch noch ein Leben neben diesem Sport habe, erscheinen die Beiträge in eher loser Reihenfolge.

Die DEL und ihr seltsamer Saison-Modus

Ich beginne, frei nach dem Motto, dass der Fisch immer vom Kopf aus mit dem Gestank beginnt, mit der Deutschen Eishockey Liga (DEL).

Den Bundesverband lasse ich bewusst an dieser Stelle weg. Hier liegt so viel im Argen, dass ich keine Zeit habe, darüber zu schreiben. Der Schlüssel für viele Probleme auf Ebene des Bundesverbandes bilden Personalien und das Kleben von Menschen an ihren Stühlen.

14 Profivereine spielen jeweils 52 Spiele in der DEL. Gegen jeden Konkurrenten geht es zweimal auf fremden Eis, zweimal in der eigenen Halle. Am Ende dieser Vorrunde geht es dann in die Playoffs.

Wir Eishockey-Fans kennen das Prozedere. Letztlich ist die Hauptrunde ein Spiel für die Galerie. Der Meister wird in einer kurzen Folge von Spielen ermittelt. Hier macht die DEL keinen Unterschied zu anderen Ligen, insbesondere aber dem großen Vorbild NHL.

Der Unterschied zur NHL besteht allerdings darin, dass die Vorrunde der DEL keinerlei sportlichen Wert besitzt.

Wer sich in der NHL anstrengt, erreicht die Playoffs (ich lass mal die komplizierteren Wildcard-Regelungen für Sie weg). Das sind dann gut die Hälfte der teilnehmenden Clubs. Das erscheint aber immer noch fair. Man muss konstant über das Jahr oben mitgespielt haben, um am Ende auch eine Chance auf den Titel zu besitzen.

Anders in der DEL: sie verfügt über die Besonderheit, dass die Plätze 7–10 in einer Vorrunde um die Plätze 7 und 8 für die Playoffs spielen.

In Gesprächen mit Menschen, die ich versuche, zu einem Besuch eines Eishockey-Spieles zu überzeugen, werde ich immer gefragt, was denn die Schinderei der Vorrunde soll.

So richtig zu erklären ist das dann nicht. Der Sieger der Vorrunde erhält eine kleine Geldprämie für die Fanarbeit. Das war es dann aber auch bereits. Ein wie auch immer gearteter sportlicher Vorteil ergibt sich daraus nicht.

Nicht, dass Sie das falsch verstehen. Ich habe nichts gegen Playoffs. Sie sind ein wichtiger Bestandteil des Eishockey. Ich finde nur die Herangehensweise der DEL absurd. Denn 10 von 14 Vereinen können sich rechnerisch Hoffnungen auf den Titel machen. Das wären vergleichbar 21 Mannschaften in der NHL. Versuchen Sie das mal einem Korrespondenzpartner in den USA klar zumachen.

Mein Vorschlag zur Aufwertung der Hauptrunde:

  1. Abschaffung der Pre-Playoffs. Wenn man denn unbedingt die schlechteren Teams der Vorrunde noch einmal beschäftigen wollte, ließen sich da mit Sicherheit noch andere Gelegenheiten finden. Zum Beispiel das Spiel um den Klassenerhalt. Doch dazu in einem anderen Posting mehr., wo es um den sportlichen Wert der DEL überhaupt geht Die Playoffs der DEL werden von den Plätzen 1–8 der Vorrunde ausgespielt.
  2. Damit sich die Plackerei der Tabellenersten auch lohnt, plädiere ich für die Einführung eines Systems, das etwa in Österreich zum Einsatz kommt. Dabei wählen sich die Teams die Gegner der ersten Runde selbst. Der Tabellenerste hat als erster das Wahlrecht und sucht sich seinen Gegner für die Playoffs aus. Das wird nicht unbedingt der Verein auf Platz 8 sein, sondern die Mannschaft, die sich (vermeintlich) einfacher “spielen” lässt. Der Zweitplatzierte hat das zweite Wahlrecht, der Drittplatzierte das dritte etc.

Damit lohnen sich dann die Anstrengungen, möglichst nach oben in der Tabelle zu gelangen. Nicht nur wegen des Heimvorteils, sondern auch, weil sich der “angenehmste” bzw. “einfachste” Gegner aussuchen lässt.

Und Ihre Meinung dazu?

Disclaimer: Ich bin Fan der Hamburg Freezers und der Crocodiles Hamburg. Wie Sie den Artikeln aber entnehmen werden, hat beides keinen Einfluss auf meine Sichtweisen zum Sport selbst.

Erster Spieltag der DEL aus Sicht eines Fans der Hamburg-Freezers

Der erste Spieltag ist gelaufen und aus Sicht eines Fans der Hamburg Freezers zumindest spielerisch ganz erfolgreich. Der Auftakt in die neue DEL-Saison ist geglückt, der erste Sieg in trockenen Tücher gebracht.

Aber aus meiner Sicht gab es auch einige bemerkenswerte Details an diesem ersten Spieltag der DEL Saison 2012/2013.

  • Beginnen wir mit der kritischen Würdigung der Schiedsrichterleistung. Eine Neuerung dieser Saison besteht darin, dass die Partien grundsätzlich mit vier Schiedsrichtern ausgerichtet werden. Bei diesem ersten Spiel glänzte insbesondere Roland Aumüller einmal mehr bei seinen Hamburger Auftritten mit einer, vorsichtig formuliert, recht einseitigen Betrachtungsweise der Regeln. Unfassbar eigentlich, dass der Mann sogar einen eigenen Fanclub besitzt. Sofern die Mitglieder dort die Veranstaltung nicht als Realsatire sehen. Das krasseste Beispiel war sicherlich das ungestrafte Halten eines Hamburger Stürmers durch einen Wulfsburger, das immerhin und ohne Puck in der Nähe handgestoppte 35 Sekunden dauerte, während wenige Sekunden später Kapitän Schubert für zwei Minuten auf die Bank durfte. Angeblich wegen eines unkorrekten Körperangriffs. Dumm nur, dass “Schubi” den Gegner gar nicht getroffen hatte. So bemühte sich Herr Aumüller also nach besten Kräften den Vorsprung der Freezers zu egalisieren, was die Mannschaft aber dann doch vereitelte. Immerhin hat er das klar erkennbare Torraum-Abseits zumindest im Video-Beweis dann doch gesehen und das Tor der Wolfsburger nicht gegeben. Die Aktion wäre in USA übrigens bereits vorher abgepfiffen und mit einer kleinen Strafe wegen Torhüterbehinderung geahndet worden.
  • Der neue Einlauf-Film der Hamburg Freezers: Schöne Bilder keine Frage. Sieht auch alles professionell aus. Nur, was hat GF Michael Pfad geritten, einen Film produzieren zu lassen, der vollständig in englischer Sprache ist? In Interviews und an jeder Straßenecke werden Pfad und sein Pressesprecher es nicht müde und erzählen es jedem, auch dem, der es nicht hören will, dass eine Bindung zum Publikum geschaffen werden soll. Und dann ein englischer Film ohne jeden Bezug zu Hamburg? In diesem Zusammenhang: Ein kritischer Blick auf die (peinliche) neue Kampagne der Freezers hätte vor dem Plakatieren nicht geschadet. David Wolf sieht mit seinen 23 auf den Plakaten wie 69 aus. Denn dass der Grauschleier im Gesicht “Eis” sein soll, erschließt sich entweder nur bekifften Werbeagentur-Inhabern oder aber nach einigem Nachdenken über die Überschriften.
  • Die Power-Breaks: Je nun. Sie gehören in der NHL seit Jahrzehnten dazu und helfen den Zuschauern am TV dabei, Getränke zu holen oder sich verbrauchter Getränke zu entledigen. Im Stadion indes sind sie eher langweilig. Aber statt leicht bekleideter Freezers-Girls mit Schneeschiebern Eis an den Rand transportieren zu lassen, würde Musik meiner Meinung nach einfach ausreichen. Denn die so am Rand des Feldes nun vorhandenen Eiswülste führen nur dazu, dass die Schiedsrichter diese wieder auseinander schieben, um dort eben keine Wülste entstehen zu lassen. Das macht das Eislaufen berechenbarer. An dieser Stelle wäre etwas Nachdenken der Verantwortlichen schon gut gewesen.

Aber wie gesagt: Sportlich lässt dieser erste Tag hoffen. Mal sehen, wie es heute in Nürnberg weitergeht.

Lust und Frust eines Hamburg Freezers Fan

Diesen Beitrag wollte ich schon lange geschrieben haben, aber die Zäsur vor der Endrunde der Meisterschaft in der DEL scheint endlich der richtige Zeitpunkt dafür zu sein.

Eishockey – das ist der schnellste, körperbetonste Mannschaftssport. Meine Eishockey-Sozialisation geht auf Kindertage zurück, als ich einen Erich Kühnhackl oder Gerd Trunschka gebannt auf der Mattscheibe verfolgte. Damals gab es Eishockey auch im öffentlich-rechtlichen TV zu sehen und gerade in der ARD gab es einen Moderatoren, der auch Einsteigern regelmäßig geduldig das Regelwerk erklärte. (Falls einer meiner Leser den Namen parat hat, wäre ich dankbar. Es muss so zwischen 1978 und 1980 gewesen sein.) Und als Hamburger freue ich mich natürlich darüber, dass ich Eishockey der 1. Liga in einer sehr schönen Arena sehen kann. Das soll übrigens andere Mannschaften hier in Hamburg nicht schmälern. Auch in Farmsen werden gute Spiele abgeliefert, aber wer die legendären Kölner Haie sehen will, muss schon in die große Arena. Der Sport macht mir viel Freude bei Zuschauen, aber eben nicht nur. Hier also mal meine subjektive Lust-/ Frust-Liste. Kommentare sind gern gesehen!

  • Frust Nummer 1: Öffentliche Berichterstattung: Sie findet nicht statt. Einen der Tiefpunkte konnte ich gestern erleben. Da wurde der Mannschaftskapitän der Freezers, Christoph Schubert, zur besten Eindruselzeit in eine Regionalsendung des NDR eingeladen. Schade, dass das Thema Eishockey so gar nicht das des Moderatoren war. Denn statt um den Sport, die aktuelle Tabellensituation, ging es in erster Linie um Verletzungen. “Warum muss man denn Checks zu Ende fahren?” Schon mal einen Fußballer gefragt, warum diese oder jene Grätsche sein muss? Vielleicht liegt es an meinem Beruf, aber mir wären da auf Anhieb einige intelligentere Fragen zum Sport eingefallen. Aber “Schubi” hat sich gut aus der Affäre gezogen, nur wenn mal als Fernsehsender keine Ahung von dem Sport hat, sollte man das dann lieber mal ganz sein lassen. Achja: Natürlich präsentiert sich Sky hier wieder als Retter des Sports, denn da kann ich ja DEL live sehen. Richtig. 1 Partie von 7 pro Spieltag. Die regionalen Zeitungen sind stets bemüht, aber wenn ich die Artikel zusammenstreiche, in denen nur die Trainerstimmen abgedruckt werden, leben die Freezers-Seiten der Hamburger Morgenpost eigentlich mehr von den Kommentaren der Leser. Schade. Und rätselhaft zugleich. Denn als Hamburger Erfolge mit einer Hamburger Mannschaft feiern zu können, ist momentan ja eher nicht so häufig. Während im Fußball jede Blähung oder Inkontinenz eines Bundesliga-Legionärs, deren Namen ich teilweise kaum noch aussprechen kann, seitenweise auf deren das Spiel beeinflussenden Charakter analysiert werden, findet Eishockey nicht statt. Übrigens ist das weltweit eher keine Randsportart.
  • Frust Nummer 2: Anschutz: Sagt Ihnen jetzt vielleicht nichts. In Kurzform. Eine Unternehmensgruppe gegründet von einem amerikanischem Herren mit teilweise merkwürdigen politischen Ansichten, was man so lesen darf. Ihm gehören weltweit einige Arenen und damit auch Mannschaften. In Deutschland sind dies die beiden DEL-Mannschaften Hamburg Freezers und die Berliner Eisbären. Und genau diese Unternehmensgruppe hinterlässt in Hamburg gerade keinen so günstigen Eindruck. Da ist es einer klug handelnden Geschäftsführung gelungen, aus meiner Sicht einen Wendepunkt zu erreichen. Aufbauarbeit zu leisten und einige junge Spieler sogar langfristig an den Verein zu binden. Und dann erhalten weder der Geschäftsführer noch der Trainer ihre Vertragsverlängerungen. Stattdessen wird in der Presse dann ein Satz lanciert, wie etwa “Aus unserer Erfahrung spielt es für die Spieler keine Rolle, wer hinter der Bande steht”. Sicher ist klar. Hat der sportliche Direktor bestimmt nicht als Teil des Paketes erwähnt. Die Herren sollten vielleicht aufpassen, den Bogen nicht zu überspannen. Denn mit rund 9000 Besuchern pro Spiel haben die Freezers auch gezeigt, dass an dem Standort etwas herauszuholen ist. Wäre dumm, wenn die offensichtlich favorisierten Eisbären den Pokal dieses Jahr nicht holen. Und wie so eine Arena ohne Fans aussieht, durfte gerade ein anderer Teambesitzer mit eigenwilligen Ansichten in Hannover erleben.
  • Frust Nummer 3: Das Hamburger Jubelpublikum: Au weia. Hier könnte ich jetzt Seiten füllen. Aber vielleicht machen Sie sich selbst mal ein Bild. Einfach mal die Pinnwand der Freezers auf Facebook betrachten. Zwischen “Auf gehts” und “Der Norden sind wir” gibt es dann gelegentlich auch mal einen Kommentar mit etwas Substanz von Menschen, die durchscheinen lassen, dass sie zumindest das Regelwerk verstanden haben. Schlimm ist es teilweise in der Halle. Am eindrucksvollsten vielleicht mal an einem Einzelbeispiel. Ich sitze momentan häufig in U7, 3 Reihe. Zwei Reihen hinter mir sitzt, nennen wir sie mal, Gertrud. Vielleicht erkennt sich die Dame ja sogar. Dauerkarteninhaberin, mit allen Zipp und Zapp ausgestattet, Trikot, Schal usw. Nur leider von jeder erdenklichen Grundkenntnis des Sports befreit. Aber natürlich weiß sie, was genau in jeder einzelnen Situation zu tun ist. Da werden Pässe falsch gespielt (ja, das sehe ich auch, wenn sie beim Gegner landen), und der Torhüter hätte den doch halten müssen. Hat sich der Goalie in dieser Situation sicherlich auch gedacht, nachdem er die Scheibe aus dem Netz holte. Besonders abgesehen hat sie es auf Christoph Schubert, den sie immer unseren “NHL Profi” nennt. Das muss besonders verwerflich sein, dass dieser jetzt nicht die amerikanische Spielweise mit nach Deutschland gebracht hat. Achja, und Alexander Polaczek ist in ihren Augen auch ein totaler Versager. Schade, dass sie dann ein reguläres Icing genauso wenig erkennt, wie ein völlig deutlich sichtbares Torraumabseits. Gertrud sein an dieser Stelle einmal zugerufen: Wenn man von dem Sport keine Ahnung hat, dann bitte einfach mal die Fresse halten. Bitte! Selbst mein Jüngster, der sich seit einem halben Jahr intensiv für den Sport interessiert, hat Dich in Sachen Fachkenntnisse schon überholt und beginnt unter Deinem Unsinn zu leiden!!! Aber Gertrud ist schlicht auch nur ein Synonym für die “prima Stimmung” in der Halle. Da schreit und turnt sich der Fanblock wund, alle gehen begeistert mit, nur wenn dann ein Breakout stattfindet, ist schnell wieder Ruhe. Aber genau das ist Eishockey. Wer nach vorne stürmt, verliert mal den Puck und der Gegner läuft aufs eigene Tor zu. Und in dieser Situation braucht die Mannschaft dann keine Unterstützung?
  • Frust Nummer 4: Überzogene Erwartungen: Die Stimmung in der Halle wird aber auch durch deutlich überzogene Erwartungen aus dem Umfeld der Hamburg Freezers selbst geschürt. Natürlich muss es Aufgabe sein, die Halle zu füllen, um zum wirtschaftlichen Erfolg beizutragen. Und für die, die sich nicht so gut auskennen. Die Mannschaft fährt zu Auswärtsspielen per Bus oder dem ICE. Und wer einmal hinter die Kulissen der einen oder anderen Arena geblickt hat, wird vielleicht verwundert feststellen, dass die Umkleideräume so mancher Kreissporthalle technisch moderner sind. Wir reden hier also nicht von einem Millionen-Business. Aber bei aller Begeisterung, die Homepage oder das Arena-Magazin “FaceOff” so ausstrahlen: Es geht in der ersten Runde der Playoffs gegen Mannheim. Eine Mannschaft, die sich über das Jahr gesehen, wenig Schwächen gegeben hat. Von daher wäre es geradezu seine Sensation, wenn es den Freezers gelänge, ins Halbfinale einzuziehen.

Aber neben dem ganzen Frust, gibt es auch schlicht viele tolle Dinge und Momente, die mich rund um die Hamburg Freezers begeistern:

  • Radio Planet Ice: (Noch?) Bin ich nicht verrückt genug, um Kind und Kegel einzupacken, um Auswärtsspiele zu gucken. Von daher kann ich das Engagement von Radio Planet Ice nicht genug loben. Hier kann ich daheim vor dem Rechner sitzen und mir die Auswärtsspiele anhören. Das ist spannend, packend. Die Jungs machen einen unheimlich guten Job.
  • Unsere Nummer 89: Es macht Spaß, David Wolf spielen zu sehen. Der Junge gibt keinen Puck und keinen Zweikampf verloren. Und ist abseits des Eises auch ein unheimlich sympathischer Typ, wie ich jüngst bei der ersten Autogrammstunde meines Lebens (mein Jüngster wollte so gern sein Trikot signiert haben) erleben durfte. Ich bin mir sicher, dass David noch eine ganz große Karriere vor sich hat, befürchte aber, dass ihn uns die NHL schneller wegschnappt, als uns allen lieb sein dürfte. Nur ein bisschen das Kampfschwein-Image sollte er noch ablegen, denn mit fast 3 Stunden auf der Strafbank in einer Saison, hilft er der Mannschaft nur sehr begrenzt.
  • Familiäre Atmosphäre in der O2 World: Leute, geht mit Euren Kindern zum Eishockey! Auch wenn 12.000 Menschen da sind, habe ich nie das Gefühl, meine Kids nicht allein zur Toilette gehen lassen zu können. Es gibt am Eingang keine Hundertschaften von Polizei, keine Schlägereien und gerade Personal, Ordnungskräfte und andere Besucher nehmen auf die Kids wirklich Rücksicht.
  • Teamgeist der Freezers: An einem guten Tag können die Freezers wirklich jeden Gegner, zumindest daheim, schlagen. Dies liegt einerseits daran, dass die Liga sehr sehr eng ist. Zum anderen aber sieht man, dass diese Truppe gern miteinander spielt und bereit ist, zu kämpfen. Und dieser Teamgeist ist toll zu beobachten. Bisher gab es diese Saison erst ein Spiel zu Hause, bei dem dieser Geist verschwunden schien und da gab es von den Tribünen Pfiffe. Und nachwie vor glaube ich, zurecht. Denn der Teamgeist der Mannschaft ist ein tragendes Element der Mannschaft und eine wichtige Brücke zwischen Team und Fans.
  • Das Spiel, das Spiel, das Spiel: Eishockey ist schnell, es ist emotional. Der 4.3.2012 war Werbung für den Sport pur. Ausverkauftes Haus. Eine Schweigeminute für die viel zu früh verstorbene Mitgeschäftsführerin bei den Hamburg Freezers und dann ein Spiel, in dem binnen Minuten Treffer um Treffer fiel. Während sich beim Fußball eben noch ein Stürmer nach einer Schwalbe vom Boden rappelt, können im Eishockey in der gleichen Zeit zwei Tore fallen. Die Jungs spielen nicht weniger hart, als die Kollegen mit dem Ball, verdienen und jammern nur weniger.

Also Leute, geht zu den Hamburg Freezers!