Bloggen macht Spass, Blogs lesen kann auch Spass machen. Kommen Fortune, Verve und handwerkliches Geschick zusammen, kann aus einem Blog tatsächlich etwas wie eine interaktive Zeitung oder auch Gemeinschaft entstehen. Viele Blogger sind Journalisten, aber längst nicht alle Journalisten Blogger. Die Szene bewegt sich und die Gemüter. Alles schön und spannend.
Aber die ewige Nabelschau von “Mario”:http://www.sixtus.net, die einem inzwischen von Heise bis zur FR begegnet, fängt an mir lästig zu werden. Es kann ja sein, dass es die Herren Chefredakteure enorm interessiert, jede Woche erneut schreiben zu lassen, wer oder was ein Blog ist und wie diese Bewegung unsere Medienwelt revolutionieren wird, es ist auch toll, dass Mario Sixtus damit seinen Lebensunterhalt bestreitet (ich vermute, er wird die Artikel weniger aus karitativen Erwägungen heraus anfertigen), aber es*ödet* mich inzwischen an.
Das Gros der Texte erinnert stark an das Ende der 90iger Jahre: Merke, ersetze “World Wide Web” durch “Blog” und schon passt es. Hier wie dort die Unfähigkeit, ein Phänomen zu begreifbar zu machen und der ermüdende Versuch, eine Pseudo-Meta-Ebene darüber zu -positionieren- +stülpen+. Damals wurde die These, mit dem WWW werde jeder zum Verleger so mantraartig wiederholt, bis alle Verlagshäuser schreckliche Angst bekamen.
Die Geschichte hat gezeigt, dass nun gerade nicht jeder zu einem Verleger geworden ist. Genauso wenig wie das WWW das Ende der Tageszeitungen und des Fernsehens einläutete, bedeutet Bloggen das Ende des Journalismus oder gar einen neuen Journalismus. Nur wenige Blogs besetzen erfolgreich eine Nische und schaffen originäre und originelle Inhalte. Die Mehrzahl kommt über das experimentelle Stadium oder das schlichte Vermelden bereits vermeldeter Nachrichten nicht hinaus.
Also Leute, schaltet einen Gang zurück, lasst die medienwissenschaftlichen und rezeptionsanalytischen Betrachtungen weg und akzeptiert Blogs als das, was sie sind: Selbstäusserungen von Menschen, die sich einfach äussern wollen.