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Der Himmel ist kein Ort

Dieter Wellershoff legt mit “Der Himmel ist kein Ort” ein Alterswerk vor. Das Buch beginnt zunächst wie ein Krimi. Ein junger Pastor wird zu einer Unfallstelle gerufen, wo sich eine Tragödie abgespielt hat. Ein Familienvater ist mit seinem Auto in einen Baggersee gefahren. Seine Frau stirbt, der Sohn ist so schwer verletzt, dass er im Wachkoma liegt. Es bestehen Zweifel am Unfallhergang, sowohl bei den Ermittlern als auch der Bevölkerung der Kleinstadt, wo der Familienvater lebt.

So sieht sich der Fahrer des Unglückswagens einer regelrechten Hatz der Dorfbewohner ausgesetzt. Der junge Geistliche, der sich längst eingestanden hat, nicht mehr an Gott zu glauben, stellt Nachforschungen an. Die tote Ehefrau, immerhin 20 Jahre jünger ihr Ehemann, der als Lehrer arbeitet, hatte ein Verhältnis mit einem der Freunde des Pastors und wollte scheinbar ihren Mann am Vorabend des Unglücks verlassen.

Diese sprachlich meisterhaft erzählten Ereignisse bilden allerdings nur die Rahmenhandlung rund um Pfarrer Henrichsen, der sich mitten in einer Sinnkrise befindet, die im Versagen der eigenen Stimme mitten im Glaubensbekenntnis während eines Gottesdienstes gipfelt. Und schon tritt der Kirchenverband auf den Plan. Die Situation spitzt sich zu.

Ich muss zugeben, ich habe von Dieter Wellershoff wenig in meinem Bücherschrank. Irgendwie ist es meinen Professoren seinerzeit gelungen, mir die Lust auf diesen Autor erfolgreich auszutreiben. Deswegen bin ich froh, dass ich diesem Buch eine Chance gegeben habe, denn es ist überraschend, kurzweilig, sprachlich elegant und vor allem hintergründig. Kurz: So wie ein gutes Buch sein soll.

Klare Kaufempfehlung!


“Der Himmel ist kein Ort” (Dieter Wellershoff)

Einsamkeit und Sex und Mitleid

So der Titel eines Buches von Helmut Krausser, das ich in den vergangenen zwei Tagen schier verschlungen habe. Das Buch ist ein Episodenroman im reinsten Wortsinn. Die Episoden, die Krausser schildert, sind skurril, humorvoll, absurd und doch auf wundersame Weise miteinander verwoben. Da ist Vincent, seines Zeichens Callboy, der am Weihnachtsabend eine sich prostituierende Obdachlose in seiner Wohnung beim Einbruch ertappt und sich in sie verliebt. Swentja, 15 Jahre und Jungfrau, die von Johannes, dem Sohn einer strenggläubigen Familie angehimmelt, aber vom Araber Mahmud begehrt wird und ein ziemlich unmoralisches Angebot erhält. Krausser nimmt seine Leser mit auf Entdeckungen menschlicher und seelischer Abgründe, die alle irgendwie mit Sex zu tun haben, aber eben nicht nur. Das ist stilistisch wunderbar erzählt, auch wenn die Handlung natürlich in Hinblick auf die gewünschte Dramaturgie etwas konstruiert wird. Krausser skizziert seine Protagonisten mit viel Sympathie und macht deren Beweggründe deutlich. Wenn Sie nach einer wirklich kurzweiligen (Strand-)Lektüre suchen, nehmen Sie dieses witzige Buch mit. Unbedingt!

Nichts neues auf XING? | Genau!

Doch, doch, es gibt sogar eine ganze Reihe von Neuigkeiten, ich bin nur einfach in den letzten Wochen nicht zum Schreiben gekommen…

Das sehe ich deutlich anders. Hatte ich auch in dem Blog des XING-Experten Nummer 1 (wer hat ihn dazu eigentlich gemacht? Achja mehr als 1000 Kontakte und die offzielle Adelung) so kommentiert. Das sind alles nur Kleinigkeiten, die dort gelauncht werden. Schön wäre es indes, wenn die Funktionen, die es gibt, entweder benutzerfreundlicher würden oder sich entwickeln.

1. Job-Empfehlungen: Schön, dass ich da abstimmen kann. Nur, wo ist die Möglichkeit, dem System mitzuteilen, warum ich ein Angebot nicht passend fand? Die Stelle kann ja Klasse sein, aber vielleicht möchte ich nicht nach Hintertupfingen?

2. Die Referenzfunktion ist dermaßen kompliziert und unübersichtlich, dass eine eigentlich gute Idee im Sande verläuft.

3. Und wo ist endlich die Möglichkeit, die Qualität der Kontakte und eines Netzwerks zu bewerten? Ein Cluster wie “Freund, Geschäftspartner, Nie getroffen” wäre ja schon mal ein Anfang.

Klar, muss auf einem solchen Blog jedes kleine Feature in eine Lobhudelei verwandelt werden. Aber in vielen Teilen gefällt mir LinkedIN immer besser.

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Sind Sie auch Spezialist für Bohrinseln?

Keine Frage, die Leckage im Golf von Mexiko ist eine der größten ökologischen Katastrophen der jüngeren Vergangenheit. In diesem Zusammenhang finde ich allerdings die Aussagen in den Medien und Meinungen in Social Networks sehr beachtlich. Denn offensichtlich herrscht weltweit kein Mangel an Experten für undichte Bohrlöcher im Offshoring-Bereich. Ich meine wirkliche Experten, die alles besser wissen. Allein vermag ich nicht einzusehen, warum dann das Leck nicht längst abgedichtet ist? Vielleicht, weil die Experten doch keine so richtigen Experten sind, sondern das alles auf Stammtisch-Niveau betrachten oder mal schnell selber einen Euro aus der Sache schlagen wollen? Allen voran die selbsternannten Experten für Reputationsmanagement und Social Media: Da ist von einem gigantischen Reputationsverlust von BP die Rede. Allen voran der deutsche Ober-Reputationsspezialist, der eigentlich nur herausgefunden hat, dass man mit der Nutzung von Google viel über sich herausfindet. Natürlich wissen alle diese Menschen, wie man das alles viel besser kommunizieren könnte. Natürlich, Luftfahrtgesellschaften tun sich ja auch extrem leicht damit, Abstürze zu kommunizieren. Vielleicht schnell einen Tweet zum Thema: “Sorry Leute, Absturz. Tschuldigung”. Oder wie sollte es BP denn konkret besser machen?

Und dann das Heer an technischen Experten. Abgesehen davon, dass es natürlich wünschenswert gewesen wäre, dass es gar nicht erst zu dieser Katastrophe gekommen wäre, kann man diesen aber auch nichts recht machen. “Das Öl aufzulösen? Ganz schlechte Idee.” “Schlamm drüber, um das Loch zu verschließen? Na, war doch klar, dass das nicht klappen konnte. Sollen sich mal besser anstrengen die Jungs von BP!” Bei so viel Sachverstand schon verwunderlich, dass immer noch Öl austritt. Und schließlich noch Jesus Obama: der erste Träger eines Friedenspreises, der offensive Kriege führt. Er schimpft mit BP wie mit einem bockigen Kind. Die Ölgesellschaft müsse nun aber schnell ein Wunder vollbringen, sonst würde er aber ganz schön böse!

Nicht, dass Sie mich falsch verstehen. Ich habe auch keine Idee, wie das Leck zu beseitigen ist. Ich behaupte das auch gar nicht erst, aber ich unterstelle einem Konzern auch nicht unterschwellig eine völlige Ignoranz oder Absicht. Die anderen offensichtlich schon. Aus welchen Motiven auch immer.