Seit Monaten steht Consideo auf meiner Liste der Dinge, über die ich schon immer mal bloggen wollte. Da dieses bemerkenswerte Stück Software aber durchaus eine längere Rezension verdient, habe ich den Beitrag immer wieder aufgeschoben. Mit der in Java geschriebenen und damit plattformübergreifend einsetzbaren Software, modellieren Sie Prozesse, simulieren Konstellation und kommen somit zu einer quantitativen und auch qualitativen Entscheidungsfindung. Statt aus dem „Bauch heraus“ zu handeln, finden Sie mit dem Programm eine solide Datenbasis. Nach dem Programmaufruf präsentiert sich die Software mit einer noch leeren aber aufgeräumten Oberfläche. Diese gliedert sich in die Bereiche Beschreiben, Kreativ, Qualitativ, Quantitativ und Simulieren. Die Macher des Programms haben nicht nur Experten aus Unternehmensberatungen im Blick Ihres Programms, sondern auch durchaus den privaten Anwender. In Form einer umfassenden Dokumentation und zahlreichen mitgelieferten Beispielen können Sie sich einerseits darüber informieren, wie eine bestimmte Problemstellung bearbeitet wurde, sich aber auch zugleich inspirieren lassen, wozu sich Consideo einsetzen lässt.
Innerhalb des Bereichs der Beschreibung definieren Sie zunächst die Fragestellung, die Sie beleuchten wollen. Dazu gehört einerseits die Aufnahme des Problems sowie die Definition des Zieles. Aus dem Bereich könnte eine solche Kombination etwa die Einführung eines Produkts sein, mit dem Ziel, den Ertrag und die Bekanntheit deutlich zu steigern. Außerdem definieren Sie auf dieser Startseite, welchen Zeitraum Sie dabei betrachten wollen. Besonders gut gefällt mir der Bereich „Kreativ“. Dort können Sie in Form von nachgebildeten Metaplan-Karten zunächst die Einflussfaktoren definieren, die in Richtung des Ziels bzw. dagegen wirken können. Wenn Sie sich mit der Anmutung dieser Karten im Rahmen eines kreativen Prozesses nicht anfreunden können, arbeiten Sie ruhig mit Ihrem Mindmapping-Programm. Consideo kann Maps aus Freemind und Mindmanager importieren.
Aus dieser Sammlung können Sie dann in die qualitative Analyse wechseln, müssen dies aber nicht notwendigerweise. Es ist auch möglich, direkt in einem der beiden anderen Elemente mit der Betrachtung zu beginnen, was ich allerdings nicht empfehle. Aus der Sammlung der Einflussfaktoren oder besser Systeme übernehmen Sie nun diese, die Sie betrachten und untersuchen wollen. Generell ist es zu empfehlen, sich im Rahmen des kreativen Prozesses zunächst nicht einzuschränken, bei der Gewichtung der Einflussfaktoren werden, insbesondere in der Gruppenarbeit, aber längst nicht alle erfassten Elemente übernommen werden, da die Diskussion denn doch ergibt, dass die Hebelwirkung eines solchen Systems zu vernachlässigen ist.
Sind die Faktoren erfasst, lassen sie sich wie in Visio oder einem Zeichenprogramm mit den anderen Elementen, auf die sie Einfluss nehmen verbinden. In den Eigenschaften legen Sie dann fest, ob ein starker oder weniger starker Einfluss in bestimmten Zeiteinheiten zu erwarten ist. Für viele Lebens- und Projektentscheidungen dürfte die qualitative Analyse bereits ausreichen. Geht es beispielsweise um betriebswirtschaftliche oder finanzielle Zusammenhänge, wo sich der Einfluss durch Formeln berechnen lässt, greifen Sie besser zur quantitativen Analyse. In einem Formeleditor, der sich über die Eigenschaften des Objekts aufrufen lässt, hinterlegen Sie dann die entsprechenden Bezugsgrößen. Diese sind auch notwendig, wenn Sie tatsächlich eine Simulation erstellen wollen. Um es gleich vorwegzusagen: Consideo ist ein mächtiges Werkzeug. Wenn Sie sich mühelose Erkenntnisse erwarten, werden Sie enttäuscht sein, denn etwas Einarbeitung erfordert das Programm schon. Dann sind die Einsatzmöglichkeiten aber wirklich gigantisch. In der Simulation verändern Sie mehrere Parameter und können sich dann bereits über das zu erwartende Ergebnis informieren und somit viel leichter überprüfen, ob das Ausbleiben einer Annahme das Projekt oder das System vor Probleme stellt. Mühelos könnte ich jetzt noch zahlreiche weitere Bildschirmseiten füllen. Da es aber eine Testversion der Software gibt, sollten Sie sich Consideo einmal selbst ansehen. Die Einzelplatzversion kostet knapp 600 Euro. Studenten und Bildungseinrichtungen erhalten Rabatt bzw. kostenfreie Exemplare.
Wenn Sie professionell Unternehmen beraten oder in Strategieabteilungen von Unternehmen arbeiten, empfehle ich Ihnen den Einsatz des Programms. Der Kaufpreis hat sich schnell gelohnt, wenn Consideo Sie vor einer Fehlentscheidung bewahrt hat, denn diese kostet meist deutlich mehr.
Als ich mir die Dokumentation angesehen habe, hab ich feststellen dürfen, dass die Firma ihren Sitz in Lübeck hat, also gleich um die Ecke:)
Ansonsten ein sehr sehr interessantes Tool. Dinge die man früher aufwendig mit einer Tabellenkalkulation zusammengestellt hat, sollte damit wesentlich einfacher darzustellen sein.
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