Da liegen sie also vor mir. Die ersten beiden Ausgaben der Internet World Business. Erinnern Sie sich noch an den Net-Investor oder das ambitionierte Projekt “Netbusiness” von Klaus Madzia? Glückwunsch, dann gehören Sie zu den Veteranen der “New Economy” und waren live dabei, wie Millionen an Venture Capital sich in pures Nichts auflösten. Beide Zeitungen verschwanden, als die glänzenden Fassaden des E-Commerce tiefe Risse bekamen und (Null-)Businessmodelle wie von Boo.com eben nur eines waren: Modelle.
An die Tradition, über die digitale Wirtschaft zu berichten, knüpft nun die Internet World an. Ursprünglich eine Mischung aus klassischen Schrauberheft garniert mit Rechtsberatung und Textstrecken zum Online-Avertising, vollzieht das Team um Chefredakteur Dominik Grollmann eine dramatische Kehrtwendung.
Neue Erscheinungsweise (14 tägig), neues Format und Schrauberei ade. Statt dessen sollen nun Wirtschaft, Marketing und Werbung im Vordergrund stehen. Tun sie auch, wenn aber zum Teil etwas oberflächlich. In der Rubrik “News” werden Sie vermutlich wenig neues finden, wenn denn Blogs zu Ihrer bevorzugten Lektüre gehören.
Marketing-Verantwortliche werden wohl den Erfahrungsbericht von Lotto Bayern zum Thema Suchmaschinenmarketing in Ausgabe 11 durchaus interessant finden. Auch auf den weiteren Seiten findet sich das eine oder andere, das durchaus lesenswert ist. Allerdings: Wer wirklich im Thema steckt und Teil der “digitalen Wirtschaft” ist, legt das Blatt schnell wieder zur Seite.
Als ich die Ankündigung des Relaunch gelesen hatte, habe ich mich gefragt, wer denn die Texte schreiben soll. Das wird jetzt keine Kollegenschelte: Die Internetworld setzt auf durchaus angesehene und talentierte Kollegen, allein: kaum einer unter denen hat sich bisher einen Namen mit den Themen Werbung, Marketing oder Wirtschaft gemacht. Und genau das ist das Problem des Heftes: Die verehrten Kollegen aus der Lötkolbenfraktion, zu der ich mich durchaus auch zähle, tun sich halt schwer, mit wirklich tiefschürfenden Aussagen aus den Schwerpunktthemen der neuen Internetworld. Und so gelingen dem einen oder anderen Fachmann und begnadetem Workshopschreiber eben leider nur Platitüden. Schade…
Ein Schnäppchen ist das Heft mit 3,50 Euro nicht gerade. So findet sich ab Seite 25 in der Erstausgabe fast nur noch Werbung. Wenn sich der Trend so fortsetzt, zahlen Sie also 7 Euro im Monat für gerade mal 100 Seiten redaktionellen Inhalt.
Grundsätzlich räume ich einem solchen Blatt durchaus gute Chancen ein, es wäre dem Chefredakteur zu wünschen, möglichst bald Fachredakteure zu finden, die ihn auf seinem Weg unterstützen. Also Journalisten, die sich bisher mehr in der WuV oder E-Market ausgetobt haben. Bleibt die Zeitung auf diesen Niveau, wird der Verlag wohl kaum einen langen Atem beweisen.
Allerdings: Bei allen Verdiensten um Pit Klein: Kann jemand mal diese unsäglichen Ratinx einstellen? Die waren nie lustig und werden auch niemals lustig werden. Zum eigenen Anspruch passen sie jedenfalls nicht.
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