Archiv der Kategorie: Stamm

Ganz schnell was machen Frau Feller

Warum ich die Arbeit an und im Netz so liebe, ist, dass einem immer wieder Dinge passieren, die verblüffen. Ein Erlebnis der besonderen Art kam da heute hinzu. Der Bundesverband Digitale Wirtschaft bietet einen eigenen Shop an, in dem zahlreiche Publikationen auch zum Download angeboten werden. Wenn Sie Mitglied sind, kostet Sie der Download nichts. Für Nicht-Mitglieder gibt es aber auch die Option, Inhalte kostenpflichtig zu erwerben. Spitze, dachte ich und entschied mich für die PDF-Version eines Buchtitels. Brav in den Warenkorb gelegt und ab an die Kasse. Wenn Sie jetzt denken, dass Sie Ihr digitales Wirtschaftsgut sofort auf Ihren Rechner laden können, dann haben Sie sich leider getäuscht. Denn als einzige Bezahloption hat der Shop doch tatsächlich eine offene Rechnung angeboten. Äh, hallo? Ist da jemand zu Hause? Der Absender der Bestellbestätigung ist übrigens «Mail send by billing systems», das somit schon mal gute Chancen hat, den Spamfilter von Google nicht zu überleben. D.h. ich warte auf den Verband von «Branchenexperten», die andere Unternehmen beraten, mehrere Tage bis mich eine Rechnung erreicht, ich die Transaktion per Überweisung vornehme und dann freundlicherweise einen Link mitgeteilt bekomme? Wow! Frau Feller, als Geschäftsführerin dieses Verbandes und Shops, bitte ich Sie: machen Sie sich doch mal die Mühe und versuchen Sie einmal, bei sich selbst einzukaufen. Seufz…

Benutzerfreundlichkeit auf Karriere Portalen

Für eine Präsentation habe ich mir in den vergangenen zwei Tagen intensiver die Karriereportale größerer Unternehmen angesehen. Es heisst ja eigentlich immer, dass sich die Unternehmen in einem harten Wettbewerb um fähige Mitarbeiter befinden. Dann frage ich mich allerdings, warum es potentiellen Kandidaten so schwer gemacht wird. Bei vielen Prozessen beschleicht einen das Gefühl, dass die eigentliche Fachabteilung sich entweder das eigenen System niemals angesehen hat. Oder aber während der Gestaltung keinerlei Mitspracherecht hatte. Zwei besonders krude Beispiel: Der HVV (einer der größeren deutschen Verkehrsverbünde) lehnt einfache Bewerbungen per Mail generell ab und verweist auf sein Portal. Dessen Nutzung scheint irgendwie eine Geheimwissenschaft zu sein, denn statt dem Anwendern gleich zu Beginn mitzuteilen, wie der Prozess funktioniert, darf sich der potentielle Mitarbeiter durch Ausprobieren und Scheitern durch die Seiten surfen. Gern nimmt das Portal Dateien als Anhang entgegen. Diese sind aber im Volumen beschränkt. Das wird nach einem gescheiterten Upload in Form einer kleineren Fehlermeldung mitgeteilt. Wer dann auf die Idee kommt, die Anhänge in mehrere Dateien aufzuteilen, erfährt dann irgendwann, dass die Gesamtzahl der Dateien auf drei beschränkt ist. So richtig Lust macht die Umgebung weder auf Unternehmen noch den Job selbst. Wenn die Geldinstitute die Version 1.0 ihrer Homebanking-Seiten so gestaltet hätten, würden wir heute wahrscheinlich alle noch unsere Überweisungen direkt in der Filiale abgeben.

Schon etwas besser macht es die Otto-Group: auch keine kleine Bude. Hier erfährt der Benutzer bereits zu Beginn, dass er maximal drei Dateien hochladen darf und bekommt sogar Hinweise auf die Proportionen eines Bewerberfotos. Die Datenbegrenzung von 500 KB pro Anhang scheint mir heute aber denn doch etwas weltfremd zu sein. Wer kein ausgebildeter Grafiker ist und daheim vielleicht einfach seine Zeugnisse per Scanner digitalisiert hat, wird schon bei zwei Seiten in einer annehmbaren Auflösung an diese Grenzen stoßen. Wenigsten sehen die Bewerberseiten aber einigermaßen gut aus.

Es gibt in diesem Zusammenhang aber auch lobenswerte Ausnahmen: Das Portal der Lufthansa halte ich für gelungen. Das Corporate Design ist durchweg eingehalten, Schritt für Schritt wird der Anwender mit klaren Meldungen durch den Prozess geführt und auch Fehlermeldungen sind klar verständlich. Ebenfalls eine Seltenheit: die Lufthansa verspricht, dass der Bewerber sich laufend mit seinem Login über den aktuellen Stand seiner Bewerbung erkundigen kann.

Welcome Back Eudora

Eudora gehört zu den Mailprogrammen, an die ich mich gern zurück erinnere. Ende der 90er Jahre gab ich der Software auch eine Chance und hatte mir sogar eine Lizenz der kommerziellen Ausgabe geleistet, da Outlook noch ein besserer Witz und die Clients der Browser schlecht waren. Dann gerieten die Hersteller solcher Programme immer stärker in Bedrängnis und schließlich wurde die Entwicklung des kommerziellen Produkts eingestellt. Nun ist die Software wieder da. Als Release Candidate der Version 1.0 von Eudora OSE (Open Source Edition). Neugierig, wie ich bin, habe ich die Version einmal installiert. Die Einrichtung ist absolut tauglich für Einsteiger. Schwieriger wird es dann in Spezialfällen wie der Konfiguration von Google Mail per IMAP aber Versand über einen anderen Server. Aber an diesen besonderen Konstellation können die Entwickler ja nichts. Anschließend funktioniert alles wunschgemäß. Am eigentlichen Konzept hat sich wenig geändert, wenn auch Sie Eudora aus früheren Zeiten kennen, kommen Sie sofort zurecht. Damit hat die Open Source Welt einen weiteren funktionalen E-Mail-Client, und das ist gut so.

Mein Top 5 der nervigsten Dinge im Internet

Platz 5: DSL Zwangstrennung

Erscheint mir manchmal wie ein Relikt aus der Steinzeit. Und die Trennung der Leitung durch die Provider, in der Sorge, jemand könnte an seinem DSL-Anschluss einen Webserver betreiben, passiert immer gerade dann, wenn man sie nicht brauchen kann. Besonders ätzend, wenn dadurch Hardware, die vom Provider stammt, aus dem Tritt gerät und sich eine Settop-Box einfach aufhängt.

Platz 4: SEO

Haben Sie mal ernsthaft versucht, relevante Produktinformationen zu irgendwas per Google zu finden? Inzwischen stehen solche Sachen auf der Seite 2 der Suchergebnisse. Den SEO-Heinis ist es erfolgreich gelungen, die ersten Seiten mit Links zu diversen Shops und Angeboten wie «Alles, noch viel billger» zu verstopfen. Und das für die Branche vielleicht erschütternde: Es gibt reichlich Beispiele für populäre Angebote und Rankings, die ganz ohne Trickserei von ansonsten arbeitslosen Diplom-Informatikern auskommen.

Platz 3: Schlechte Targeting Anzeigen

Ja, holla: Nur weil ich mich «einmal» für das Thema Schreibtischmöbel interessiert habe, bedeutet das ja nun nicht, dass das zu meinen Hobbys gehört und ich ständig auf solche Anzeigen stoßen will.

Platz 2: Das Gequatsche um Social Media Newsrooms

Es geht dabei nicht einmal um die geradezu erbärmlich einfache Umsetzung, die heute jeder Schüler mit zwei Plugins und einem WordPress hinbekommt. Sondern um das Aufblasen eines total irrelevanten Themas: Ein Pressebereich bleibt ein Pressebereich. Wichtig ist, dass das Unternehmen etwas zu sagen hat. Und wer nichts zu sagen hat, macht sich mit dem teuer bezahlten Social Media Newsroom nun auch nicht interessanter. Aber richtig nervig sind dabei die Agenturwillis, die Broadcasting mit Kommunikation verwechseln.

Platz 1: Sascha Lobo

Mein Kaffeevollautomat produziert ähnlich viel heiße Luft, nur damit (genauer mit dem Wasserdampf) kann ich wenigstens Milch schäumen. Damit hat das Ding eine Funktion, Sascha Lobo nicht.

Warum ich meinen Mac liebe und trotzdem ein schlechtes Gefühl habe

Ich mag mein Macbook. Im Vergleich zu ähnlich teuren tragbaren Computern mit dem klassischen Plastikgehäuse anderer Hersteller, ist das Gerät optisch und haptisch eine echte Sensation. Und der Kauf und das Auspacken (neudeutsch ja als „Unboxing“ bezeichnet) eines Apple Computer vermittelt das Gefühl eines Ritus und die Aufnahme in eine Art Bruderschaft. Ziehe ich einmal jede Menge grafischer Leckerbissen ab, ist das Macbook ein solides Arbeitsgerät, das angenehm leise vor sich hin werkelt. Ganz nüchtern betrachtet, ist die Usability aber aus meinem Empfinden gegenüber einer aktuellen Windows Version nicht überlegen. Dieser Nimbus scheint mir eher noch aus der Zeit zu stammen, als Microsoft versuchte, sein eigentlich nicht wirklich bedienbares Windows 3.0 auf den Markt zu bringen. Kurzum: ich bin zufrieden und arbeite gern mit dem Mac. Und trotzdem habe ich dabei im Hinterkopf latent ein schlechtes Gefühl.

Natürlich macht Apple, was das Marketing anbelangt, derzeit alles richtig. Aus einem Unternehmen, das zum Überleben eine Finanzspritze seines Konkurrenten benötigte, der diese gern gab, damit die Kartellbehörden ihn in Ruhe ließen, ist ein globaler Player geworden. Aber was die Themen „Datensammelwut“ und „Geheimniskrämerei“ betrifft, braucht sich die Firma mit Sicherheit nicht hinter Microsoft in seinen finstersten Zeiten zu verstecken. Das beginnt mal mit dem Betriebssystem selbst. Abgesehen von Kleinigkeiten ist es extrem gut gegen den Anwender abgeschirmt und wer nicht gerade Entwickler für die Plattform ist, wird kaum nachvollziehen können, was da so passiert. So könnte der kleine Zauberkasten wunderbare Profile erstellen und nur die wenigsten Nutzer würden davon etwas merken.

Das zweite, was mir ein ungutes Gefühl vermittelt, ist die Apple-ID, die ich eigentlich für alles benötige. Natürlich ist das alles irgendwie bequem, aber zugleich lagern auf irgendwelchen Servern meine Daten. Und meine iTunes-Vorlieben und sonstigen Käufe im Apple Store sind natürlich ein gefundenes Fressen für jeden Marketer. Während Google seine Datensammelwut ja lange mit dem mantraartig vorgetragenen „Dont be evil“ übertünchen konnte, liest man zu Apple verhältnismäßig wenig kritische Stimmen. Warum eigentlich?