Haben Sie einmal die Seiten der Hermes Logistik Gruppe besucht? Sieht beeindruckend aus, oder? Toller Fuhrpark, fast wie DHL. Nun in meinen Jugendtagen gab es tatsächlich in den Hausfarben lackierte Fahrzeuge und die passende Overalls. Und wie bei der Post, arbeitete der Hermes Versand mit festangestellten Mitarbeitern.
Das ist aus Unternehmenssicht natürlich alles anderes als vorteilhaft, denn schließlich lassen sich festangestellte Mitarbeiter nicht so schnell abbauen (Die FDP würde das wohl als mangelnde Flexiblität der Unternehmen kennzeichnen), zum anderen nicht unbegrenzt im Lohn drücken. Und da Benzin, Steuern und andere Sachkosten für alle Markteilnehmer gleich sind, gibt es nur einen Kostensenker um mit den Preisen der ehemaligen Post, heute DHL, mithalten zu können. Die Lohnkosten, denn schließlich besitzt Hermes deutlich weniger Infrastruktur als der ehemalige und jetzige gelbe Riese.
Ein schlabberiges T-Shirt, ein Papp-Aufsteller (“Wir fahren für Hermesâ€) und schon ist er gebacken, der neue Sub-Unternehmer. So präsentiert sich jedenfalls meine Hermes-Fahrerin hier im Bezirk. Das ist für ein Unternehmen viel billiger. Dumm, dass man immer noch die Bilder aus alten Zeiten auf der Webseite versendet. Aber wer würde schon “professionell†über einen Dienstleister versenden, das seine Pakete mit Mietfahrzeugen transportiert?
Nicht, dass Sie das falsch verstehen. Ich weiß, dass die Jungs und Mädels wenig verdienen. Wer sich ein bisschen mit der Materie beschäftigt, kann selbst nachlesen, dass unter den Transportdiensten die Fahrer bei UPS mit ihren Gehältern schon Könige sind. Letzlich sind es alle diese Menschen, die den Preis für unser aller Online-Shopping und den Versandhandel zahlen.
Diese Sichtweise hilft mir aber nicht weiter, wenn ich als Kunde eines anderen großen Unternehmens meine Ware entgegen seiner Versprechungen nicht erhalte. Die Rede ist von Amazon. Wer bei Amazon Prime-Kunde wird, erhält das Versprechen, dass die Ware am nächsten Tag da ist. Nun muss aber auch Amazon sparen, wo es kann. Denn die Preisführerschaft ist in vielen Segmenten mit geringen Margen nur dann noch rentabel einzuhalten, wenn die Dienstleister möglichst günstig arbeiten.
Jetzt schließt sich der Kreis: Offensichtlich hat Hermes dem Unternehmen Amazon ein Angebot gemacht, zu dem es nicht nein sagen konnte. Und so werden eben auch Artikel nicht mehr nur per DHL, sondern auch via Hermes geschickt. Nur leider kann man diesen Kunden offensichtlich nicht adäquat bedienen. Anders sind die seitenlangen Beschwerden von Kunden in den eigenen Amazon-Foren nicht so recht zu deuten. Und auch ich durfte heute die Erfahrung machen, wie man sich von einem Unternehmen schlicht verarscht fühlt und für seine 29 Euro Jahresbeitrag keine Gegenleistung erhält. Denn obwohl rechtzeitig bestellt und auf der Bestellbestätigung auch so angekündigt, fuhr besagte Hermes-Fahrerin heute leider an meinem Haus vorbei.
Nach dem Motto, kommt es heute nicht, kommt es vielleicht morgen, werde ich mich also in Geduld fassen müssen. Aber nachdem schon vor zwei Wochen eine Kaffeemaschine im Wert von einigen Hunder Euro von Hermes hier beschädigt angeliefert wurde, werde ich von Amazon in der nächsten Zeit wohl schlicht die Finger lassen.
Kleine Fußnote: Natürlich habe ich mich an den Kundenservice von Amazon gewendet. Die Mitarbeiterin hat mir sofort einen Aktionsgutschein über 5 Euro zugesagt und mir dann noch einmal den Bestellstatus geschrieben, den ich bereits kannte und wegen dem ich mich an Amazon gewendet habe. Ich habe damit den Fall als ungelöst markiert, aber seitdem gab es keine weitere Antwort mehr. Kein Wort zur Nachfrage, was denn nun mit dem Prime-Versprechen ist. Schade. Denn das, was Hermes hier an Leistung anbietet, mag zwar für Amazon kurzfristig günstiger sein. Aber wir Kunden verbinden mit der Reputation eines Unternehmens eben immer die letzte Aktion, die wir bemerken. Und die war heute mal eine glatte 6.
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