Für eine Präsentation habe ich mir in den vergangenen zwei Tagen intensiver die Karriereportale größerer Unternehmen angesehen. Es heisst ja eigentlich immer, dass sich die Unternehmen in einem harten Wettbewerb um fähige Mitarbeiter befinden. Dann frage ich mich allerdings, warum es potentiellen Kandidaten so schwer gemacht wird. Bei vielen Prozessen beschleicht einen das Gefühl, dass die eigentliche Fachabteilung sich entweder das eigenen System niemals angesehen hat. Oder aber während der Gestaltung keinerlei Mitspracherecht hatte. Zwei besonders krude Beispiel: Der HVV (einer der größeren deutschen Verkehrsverbünde) lehnt einfache Bewerbungen per Mail generell ab und verweist auf sein Portal. Dessen Nutzung scheint irgendwie eine Geheimwissenschaft zu sein, denn statt dem Anwendern gleich zu Beginn mitzuteilen, wie der Prozess funktioniert, darf sich der potentielle Mitarbeiter durch Ausprobieren und Scheitern durch die Seiten surfen. Gern nimmt das Portal Dateien als Anhang entgegen. Diese sind aber im Volumen beschränkt. Das wird nach einem gescheiterten Upload in Form einer kleineren Fehlermeldung mitgeteilt. Wer dann auf die Idee kommt, die Anhänge in mehrere Dateien aufzuteilen, erfährt dann irgendwann, dass die Gesamtzahl der Dateien auf drei beschränkt ist. So richtig Lust macht die Umgebung weder auf Unternehmen noch den Job selbst. Wenn die Geldinstitute die Version 1.0 ihrer Homebanking-Seiten so gestaltet hätten, würden wir heute wahrscheinlich alle noch unsere Überweisungen direkt in der Filiale abgeben.
Schon etwas besser macht es die Otto-Group: auch keine kleine Bude. Hier erfährt der Benutzer bereits zu Beginn, dass er maximal drei Dateien hochladen darf und bekommt sogar Hinweise auf die Proportionen eines Bewerberfotos. Die Datenbegrenzung von 500 KB pro Anhang scheint mir heute aber denn doch etwas weltfremd zu sein. Wer kein ausgebildeter Grafiker ist und daheim vielleicht einfach seine Zeugnisse per Scanner digitalisiert hat, wird schon bei zwei Seiten in einer annehmbaren Auflösung an diese Grenzen stoßen. Wenigsten sehen die Bewerberseiten aber einigermaßen gut aus.
Es gibt in diesem Zusammenhang aber auch lobenswerte Ausnahmen: Das Portal der Lufthansa halte ich für gelungen. Das Corporate Design ist durchweg eingehalten, Schritt für Schritt wird der Anwender mit klaren Meldungen durch den Prozess geführt und auch Fehlermeldungen sind klar verständlich. Ebenfalls eine Seltenheit: die Lufthansa verspricht, dass der Bewerber sich laufend mit seinem Login über den aktuellen Stand seiner Bewerbung erkundigen kann.