Vor knapp zwei Wochen wurde ein neues Bezahlsystem für das Internet angekündigt. Giropay ist sein Name und dafür, dass es sich entgegen der bisherigen Erfahrungen auch durchsetzt, garantieren scheinbar die unterstützenden Institute. Anders als Firstgate, Pago & Co. hat giropay den Segen eines großen Teils der deutschen Kreditwirtschaft. Stecken dahinter doch die genossenschaftlichen Institute, die Sparkassenfinanzgruppe und die Postbank. Zusammen eine durchaus nicht zu unterschätzende Marktmacht. Eine erste E-Commerce-Plattform, die giropay einsetzt, ist auch bereits gefunden. Bei ebay können Nutzer eines Paypal-Accounts ab sofort mit giropay bezahlen. Beste Startvoraussetzungen sollte man meinen.
Wer sich auf der Internetseite einmal die Funktionsweise von giropay ansieht, bemerkt stutzend, dass hier ein alter Bekannter neu erfunden wurde: Die klassische Online-Überweisung, fürwahr nicht gerade eine technische Neuheit, dürften viele von Ihnen Online-Banking ja regelmäßig nutzen.
Der Ablauf ist schnell erzählt. Kunde ersteigert bei Ebay einen Artikel, bezahlt per Paypal, entscheidet sich dort für giropay und gelangt damit zum Überweisungsformular im Online-Banking seines Instituts. Dort noch PIN und TAN eingeben und schon geht der Auftrag heraus. Das giropay-System informiert den Händler darüber, dass die Überweisung angenommen wurde und dank der Zahlungsgarantie kann er sofort die Ware verschicken.
Klingt toll? Ist es auch, wenn Sie außerhalb von Ebay das Risiko lieben und immer per Vorauskasse zahlen. Dann ist im Zweifel das Geld gleich weg und Sie können auf Ihre Ware warten. Während es bei der Lastschrift problemlos möglich ist, den abgebuchten Betrag wieder zurückzuholen, versuchen Sie das doch einfach mal mit einer Überweisung. Den Unterschied werden Sie schon bemerken 😀
Betrachten wir die Zahlung mal aus Sicht eines Händlers: Wenn Sie Ihre Ware per Auktion anbieten, warten Sie auf den Zahlungseingang des Käufers, bevor Sie ausliefern. Dank giropay erhöht sich Ihre Umschlaggeschwindigkeit. Punkt für den neuen Bezahlstandard. Gehören Sie aber mehr in die Liga der Anbieter, die im Sinne der Kundenzufriedenheit per offener Rechnung versenden (Tchibo, Otto & Co.) präsentiert sich giropay wie ein Fremdkörper. Im Falle einer Rücksendung dürfen Sie dann das Geld dem Kunden zurücküberweisen.
Giropay nennt sich selbst ein offenes System; das ist es wohl auch. In realiter konnte ich es bisher aber noch nicht testen. Die von mir genutzten Konten gehören leider zu Instituten, die derzeit wohl noch nicht mitmachen. Schade.
Fazit: giropay ist ein neues Bezahlverfahren, das mir als Kunden keinen wesentlichen Vorteil anbietet, an dem derzeit außer der Postbank weder eine der großen Privatbanken noch die größte deutsche Sparkasse teilnimmt, das den Sicherheitshinweisen der Banken widerspricht und das sich für Händler nur im Falle der Vorkasse eignet. Da scheint man ja intensiv nachgedacht zu haben…
Hallo,
ich schreibe gerade eine Masterarbeit zu dem Thema und finde Deinen Beitrag sehr gut. Gibt es weitere Hintergrundinfos oder Dinge an die ich bisher vielleicht nicht gedacht habe?
Danke vorab,
liebe Grüße,
Sonja