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Das Traffic-Prisma von Herrn Knoof – lohnt es sich wirklich?

Tobias Knoof, nach eigener Darstellung einer der bekanntesten Info-Marketer Deutschlands, hat mit dem Traffic-Prisma in den vergangenen Wochen für eine wahre Flutwelle an Blogpostings gesorgt. Obwohl ja nun selbst schon eine Weile in der Branche, kannte ich Tobias bisher nicht, aber je nun, das heißt ja noch nichts. Das Traffic Prisma nennt sich auch «Masterkurs zum Aufbau finanzieller Freiheit» und ist mit knappen 600 Euro regulärer Preis nicht gerade ein Schnäppchen. Ich habe es mir für meine Leser einmal genauer angesehen.

Vorweg: Wer Freude an hochwertigen Druckmaterialien hat, wird begeistert sein. Was da aus dem aufwendig gearbeiteten Schuber an Broschüren und Checklisten herabregnet, ist sehr gut gedruckt und durchaus edel gestaltet. Also wird ganz «Old School» die kognitive Dissonanz erfolgreich zerstreut.

Die Auflistung der einzelnen Module erspare ich mir an dieser Stelle, diese lesen Sie am besten selbst auf den Seiten des Herstellers nach. Beginnen wir also mit dem zentralen Werk, dem eigentlichen Handbuch. Luftig wäre ein Attribut, mit dem Verlagslektoren etwa das Buch charakterisieren könnten. Jede Seite bietet viel Rand (vielleicht für Notizen) und ist durchweg mit zweizeiligem Abstand gedruckt. Nun ja, man soll den Leser ja auch nicht mit zu viel Informationen auf einer Seite erschlagen. Beim Einbinden der Screenshots hätte man an der einen oder anderen Stelle vielleicht doch einen Grafiker zurate ziehen sollen, denn was das unscharf und pixelig abgedruckt ist, konterkariert leider die hochwertige Gestaltung des Gesamtwerks.

Genug an der Optik aufgehalten, nun zum eigentlichen Inhalt. Luftig wäre eine… Hatten wir schon. Nachdem Herr Knoof erst einmal erklärt hat, was Traffic eigentlich ist, widmet er sich der Frage, wie man denn solchen anzieht. Nicht überraschenderweise hat er herausgefunden, dass Content King ist und man hochwertige Inhalte braucht. Aber woher nehmen und nicht stehlen? Ach ja, es gibt ja Quellen, wie Wikibooks, die ihr Material anbieten. Einfach umschreiben und schon hat der ideenlose Freiberufler schon einmal Futter für die Suchmaschinen. Toll! Und PLR-Material gibt es ja auch noch. Wenn das nicht auf Deutsch vorliegt, ab zum Übersetzer nach Indien damit!

Huch, jetzt sind wir ja schon auf Seite 95.

Nachdem die zentrale Frage geklärt ist, woher ich denn den Content klau(b)e, äh bekomme, muss er unter die Leute. Also im Schweinsgalopp dann durch Facebook, WordPress und Twitter. Es folgt immer eine kurze Vorstellung des jeweiligen Dienstes und seiner Möglichkeiten. Wie genau das dann aber alles funktioniert, wie ich also eine Fan-Seite auf Facebook erstelle, erklärt das Handbuch leider nicht, sondern verweist dann auf die Seite bei Facebook selbst.

Generell problematisch an dem Buch ist, dass Herr Knoof seine Quellen nicht nennt. So ist das bestimmt richtig und auch toll, dass jeder Facebook-Nutzer im Durchschnitt 130 Kontakte hat, nur woher kommt die Erkenntnis? Eigene Recherche, Facebook Pressemitteilung, Statistik?

Ein zweiter wichtiger Bestandteil des Pakets sind die 24 Checklisten, mit denen der Leser dann seine Waren und Dienstleistungen bekanntmachen soll. Die Checklisten und Handouts haben aber einen Haken. Im digitalen Zeitalter ist gedrucktes Material leider schnell veraltet und fehlerbehaftet. Und rät Herr Knoof seinen Lesern nicht, digitale Produkte zu verkaufen?

Vielleicht hätte er das selbst befolgen sollen. Beispiel: Von den von ihm genannten Ping-Diensten, die der Blogger ja unbedingt nutzen sollte, antwortet die Hälfte schon mal gar nicht mehr unter den genannten Adressen oder sendet Fehlercodes zurück. Kann man übrigens schnell mit einem von Herrn Knoof gelobten WordPress-Plugins herausfinden.

So oder ähnlich geht es dann Seite um Seite weiter. Foren? Ja richtig, die gibt es ja auch. Melden Sie sich also bei Chip.de oder Gulli an und suchen Sie sich gaaanz einfache Beiträge aus, die Sie gaaarantiert beantworten können. Nun aber nicht gezögert und gleich eine aussagefähige Signatur drunter, damit der Traffic auch zu Ihnen kommen kann. Dokumentenportale? Auch klasse. Da könnte man dann ja schön ein PDF hochladen und einen tollen Blogbeitrag recyceln. Merkt schon keiner. Wikis? Sind suuuper. Wieder schnell ein tolles Keyword überlegt, zu dem man schreiben möchte und dann einen «hochwertigen» Beitrag verfasst.

Gut, damit der Leser nichts vergisst, ist noch ein Arbeitsbuch dabei. So können Sie alles Schritt für Schritt umsetzen. Das beschert Beschäftigung für viele Wochen und anschließend sind Sie bestimmt ein toller Experte auf Ihrem Gebiet, den Google sofort aus dem Urschlamm der Kretins, die sich wirklich angestrengt haben, herausfindet.

Nichts von dem, was Herr Knoof schreibt, ist falsch. Aber es steht auch nichts drin, was sich nicht auch kostenlos oder durch die Anschaffung von zwei oder drei Fachbüchern herausfinden lässt. Und diese Bücher sind günstiger.

Ich weiß, welche Entgegnung kommt: «Wenn man das selbst macht, kostet das ja auch. Und wenn ich als Selbstständiger das alles zusammensuche, dann kostet das mehr als die 500 Euro.» Oh, Ihr Milchmädchen. Die eigentliche Arbeit steckt in der Umsetzung der vielen Ideen von Herrn Knoof und die muss ich auch selbst erledigen. Da sind die paar Stunden der Recherche auch noch drin.

Das Traffic-Prisma verspricht seinen Lesern unterschwellig, dass sich durch Content-Klauben und Penetration von Kommunikationskanälen das gleiche erreichen lässt, wie jahrelanger Aufbau einer echten Reputation und Expertise im eigenen Fachgebiet. Das halte ich für problematisch.

Aber: Inhalte, virale Botschaften zum Traffic Prisma haben wunderbar funktioniert. Fast ein Lehrstück für sich selbst erfüllende Prophezeiungen, denn was in dem Paket so steht, steht schon lange an vielen Stellen im Internet. Man musste es nur zusammenstellen. Herr Knoof hat es getan. Ob Ihnen das 500 Euro Wert ist, müssen Sie selbst entscheiden!

Elke sieht das alles ein bisschen anders. Wie, lesen Sie dort.