Juli Zeh: Spieltrieb

Schon längere Zeit lag „Spieltrieb“ auf meinem SUB (Stapel Ungelesener Bücher) und wartete darauf, mit Aufmerksamkeit bedacht zu werden. Nun habe ich es endlich gelesen. Der Leser der Rezensionen und Klappentexte erstarrt zunächst fast in Ehrfurcht. Zwei Dickschiffe des Feuilletons „Spiegel“ und „Zeit“ überschlagen sich fast des Lobes.

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Mein klares Votum: Spieltrieb ist keinesfalls ein Roman, den alle Schüler und Lehrer lesen sollten, wie es die Zeit postuliert. Wer der Meinung ist, dass dieses Buch ein „helles Bild unseres dunklen Zeitalters“ zeichnet, kennt dieses dunkle Zeitalter nur aus der Literatur und dem Fernsehen.

Als Labor dient Juli Zeh ein Gymnasium mit angeschlossenen Internat. Hier gehen Alev und Ada zur Schule und begegnen sich schicksalhaft. Aus Spieltrieb schläft Ada auf Wunsch von Alev mit einem Ihrer Lehrer, eine Handlung die Alev heimlich filmt, um nun den Lehrer erpressen zu können. Klar, dass es zu einem Eklat kommen muss und kommt.

Diese Handlung breitet Zeh sprachlich gekonnt und stellenweise durchaus fesselnd vor dem Leser aus. Die Meisterschaft von Juli Zeh liegt aber darin, die Handlung durch allerlei psychologische Erkenntnisse und Schilderungen von Nebensächlichkeiten auf diese Seitenzahl aufzublähen.

Wenn etwas in dem Buch passiert, liest sich das authentisch und spannend. Getrübt wird der Lesespaß lediglich durch den viel zu gravitätischen Stil, dem ich einem Thomas Mann noch abgenommen habe, Juli Zeh aber nicht.

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